Full text: Der Fürstenzug auf dem Sgraffito-Fries am Königl. Schlosse zu Dresden.

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1356 die Kurwürde an die dortigen Askanier. Nun waren dieselben aus— 
gestorben. 
Die große Hussitenbewegung in Böhmen war der Ausgangspunkt vieler 
Ereignisse; — ganz abgesehen davon, daß sie zu der festen Gestaltung des 
„Schwanes“ wesentlich beigetragen hat, der aus der Asche der 1415 zu 
Konstanz schmählich verbrannten „Gans“ aufgestiegen ist. Eine Folge der 
Hussitenkriege auch — in denen der streitbare Markgraf von Meißen mit 
Gut und Blut dem Kaiser Sigismund eine derartig wirksame Hilfe und 
Unterstützung war, daß ohne dieselbe der Ausgang mehr als fraglich gewesen 
wäre — ist das Gefühl der Dankbarkeit, welches in jenem aufstieg. Ein 
Resultat dieser Dankbarkeit aber war die übertragung der sächsischen Kur— 
würde nebst dem erledigten Herzogtum Sachsen-Wittenberg an den Wettiner 
Friedrich am 6. Januar 1423 (ähnlich wie aus gleichen Gründen diejenige 
der Kur= und Mark Brandenburg bereits 1417 an den Hohenzoller Friedrich, 
den Burggrafen von Nürnberg, gekommen war). 
Wieder und wieder mußte gegen die erregten Hussiten angekämpft 
werden und schon damals mag man an vielen Orten eingesehen haben, 
wie unklug es ist, eine Sache gewaltsam unterdrücken zu wollen, die in Herz 
und Überzeugung gutgesinnter Massen des Volkes wurzelt. Auch damals 
zeigte es sich, wie schnöder Wortbruch, wie treuloser Verrat eine böse Tat 
bedeutet, deren Fluch es ist, „daß sie fortwährend immer Böses muß gebären“. 
Warnend, aber nicht beachtet, steht es auf den Blättern der Geschichte 
geschrieben, wie blutig diese langwierigen, alle Leidenschaften des religiösen 
wie nationalen Fanatismus entfesselnden Kriege gewesen sind, durch welche 
ganze Gauen und weite Länderstrecken zur trostlosen Wüste gemacht wurden; 
Menschen erschlagen, Ortschaften eingeäschert und Saaten zerstampft worden 
waren.35) Trotz der ungewöhnlich vielen Fehden und Kriege, Schlachten und 
Gefechte, in denen Friedrich, der erste Kurfürst von Sachsen Wettinschen 
Stammes, seine „Streitbarkeit“ aller Welt kundgetan hat, ist doch aus dem 
Beinamen, der ihm mit Recht gegeben worden, nicht etwa zu folgern, daß 
nur blinde Sucht nach Kampf und Streit ihn seine Völker zur Schlachtbank 
führen hieß. Vielmehr hat er das deutsche Ritterschwert des pflichtgetreuen 
Fürsten nur deshalb mit dem Kurschwerte des heiligen Römischen Reiches 
auch außerhalb seines Wappenschildes so gar scharf in die Erscheinung treten 
lassen, weil er es für seine heilige Pflicht hielt, das zu bekämpfen, was ihm 
schädlich und schändlich schien. Nicht er allein vermutete hinter dem Deck- 
mantel frommer Begeisterung der Hussiten die allerverderblichsten sozialistischen 
Zwecke. Jene „fromme Begeisterung", die zu Anfang unleugbar vorhanden 
35) Ob der neuerdings in so bedenklichem Maße zum Durchbruch gelangende Deutschen- 
haß der Tschechen nicht etwa teilweise auf das Gedenken an die Ereignisse jener Zeit zurück- 
zuführen sei, obwohl das Parteiverhältnis zu den Religionsbekenntnissen jetzt gegen damals 
ein fast diametral entgegengesetztes ist, mag dahingestellt bleiben. Die Böhmen fochten nicht 
nur für den Glauben. Ein historischer Vortrag des Professor Dr. Richter im Dresdner 
Geschichtsverein wirft dieselbe Frage auf.
	        
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