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einträchtig, das wird Euch eine feste Mauer sein gegen feindlichen überzug,
der nicht fern von Euch ist. Du mein Sohn Friedrich erhalte Dich also
bei der Kurwürde, wie Du es von mir gesehen, damit Du dem Reiche lieb
und wert seiest. Du aber mein Sohn Wilhelm verehre diesen Deinen
älteren Bruder, das wird Dir zur Ehre und zum Besten gereichen. Ach,
liebe Söhne, fasset diese väterliche Vermahnung wohl zu Herzen und Ge-
dächtnis, lasset Euch ja durch nichts trennen oder streitig machen. Und
dieses werdet Ihr mir jetzt in die Hand versprechen."“
Gerade derjenige der Brüder, nämlich Wilhelm, der bei des Vaters Tode
noch in sehr jugendlichem Alter gestanden hatte und von dem man hätte an-
nehmen sollen, daß jene Worte einen besonders tiefen, nachhaltigen Eindruck
auf sein Kindesherz gemacht haben müssen, wurde in der Folge der Urheber un-
seliger Zwistigkeiten. Während der ersten Jahre hielten aber die vier Brüder,
unter Vormundschaft ihrer Mutter Katharina von Braunschweig, zusammen.
Nachdem indessen Heinrich gestorben und Sigismund geistlich geworden war
(er trat in das Kloster zu Weida), gingen 1436 die beiden Brüder Friedrich
und Wilhelm eine interimistische Teilung auf vorläufig neun Jahre ein.
Inzwischen tobte in ungebrochener Leidenschaft mit wechselndem Waffenglück
der die Länder verwüstende Krieg weiter, bis das Konzil zu Basel 1433
den Hussiten eine besondere Landeskirche zugestand.
Wie ein ins Wasser geworfener Stein einen Wellenkreis bildet, der,
je kräftiger der Wurf war, um so entferntere Teile in Mitleidenschaft bringt,
so kann man dies in ähnlicher Weise an den Bewegungen beobachten, die
durch den Feuertod des unglücklichen und ungerecht geopferten Prager
Universitätslehrers herauf beschworen worden waren. Unter den in der
Schlacht bei Aussig Gefallenen hatte sich auch der letzte Burggraf von
Meißen aus dem Hause Hartenstein befunden. Das Burggrafentum war
mithin erledigt. Früheren Abmachungen zufolge nahm Kurfürst Friedrich
davon Besitz, während der Kaiser einen Vetter des Gefallenen, den Grafen
Heinrich von Plauen, vorläufig als Burggrafen einsetzte, bis nur wenige
Jahre später die gesamte Meißner Burggrafschaft nebst Titel und Wappen
(einem schwarzen Andreaskreuz in Gold) an das Wettinsche Kurhaus
Sachsen kam.
Während jener Zeit, während welcher Heinrich von Plauen die Burg-
grafschaft inne hatte, war die zu derselben gehörige Burg Frauenstein durch
den dort als Befehlshaber eingesetzten Dietrich von Vitzthum zu einem Unter-
kunftsorte solcher Böhmen herabgewürdigt worden, die — an Sengen, Rauben
und Brennen gewöhnt — auch nach Beendigung des Krieges dieses ihr un-
edles Gewerbe weiterhin auszuüben trachteten. Bedauerlicherweise leistete
Vitzthum diesen Mordgesellen nicht nur Vorschub, sondern machte sogar mit
ihnen gemeinsame Sache. Um dem Unwesen zu steuern, belagerte Kurfürst
Friedrich jene Burg, nahm sie ein, zerstörte sie und ließ den von Vitzthum
nach Urteil und Recht auf offenem Marktplatze enthaupten. Dieses blutige
Ereignis wiederum hat zum Ausbruche des unseligen sächsischen Bruderkrieges