sehr wesentlich beigetragen. Denn das Geschlecht der Vitzthume strebte
danach, den — obwohl genugsam verdienten — Tod eines der Ihrigen zu
rächen. Während jetzt die Vitzthum zu den Getreuesten gehören, hatte
sich damals vor allem Apel von Vitzthum, von Haß gegen den Kurfürsten
erfüllt, geradezu zu einem bösen Dämon seines Herrn herausgebildet,
indem er dessen Unzufriedenheit mit der Länderteilung geflissentlich nährte
und zu immer größerer Erbitterung anfachte. Auch einen Schiedsspruch des
Kurfürsten von Brandenburg, des Landgrafen von Hessen und des Erz-
bischofs von Mainz ließ der von seinen Räten irre geleitete Herzog un-
beachtet. Nachdem der ältere Bruder Kurfürst Friedrich bis an die äußerste
Grenze der Nachgiebigkeit gegangen war, brach im Jahre 1450 der Krieg
aus und verwüstete aufs neue die Länder, von denen man wohl den Aus-
druck wagen kann, daß sie noch von Blut trieften aus den Wunden, die
ihnen die Hussitenkriege geschlagen hatten. Trotz seiner Neigung, bösen Rat-
gebern Gehör zu schenken, war der wilde und egoistische Wilhelm doch sehr
herrschsüchtig; in vielen Beziehungen erinnert er an den entarteten Albrecht.
Gleich jenem hatte er in hartherziger, schmählichster Weise seine Gemahlin,
und zwar merkwürdigerweise ebenfalls eine Königstochter (Anna, Tochter
Albrechts II.), verstoßen und ins Elend getrieben. Ebenso wie jener, um
einer nicht sowohl blendend schönen wie außerordentlich frechen „Dame“
willen — Katharina von Brandenstein, verwitwete von Heßberg, die er
später heiratete. Eine gewisse irdische Vergeltung seiner Schändlichkeiten
mochte Herzog Wilhelm darin erblicken, daß er sich durch eigene Schuld,
nämlich das empörende Benehmen gegen seine Gemahlin Anna, um das
Königreich Böhmen gebracht sah, welches sonst vielleicht nach dem Tode
König Ladislaws, Annas Bruder, an ihn gefallen wäre. Friedrich dagegen,
dessen Ehe mit Margarethe von OÖsterreich eine überaus 30) glückliche gewesen
ist, war die Sanftmut selbst. Kennzeichnend ist der bekannte Ausspruch
dieses Kurfürsten, als gelegentlich der Belagerung von Gera sein Feldhaupt-
mann Herrmann von Harras ihm den Vorschlag machte, durch einen ge-
schickten Büchsenschützen den Herzog Wilhelm totschießen zu lassen. Man
hatte nämlich denselben auf dem Walle bemerkt und allerdings würde durch
solch ein gewaltsames Zerhauen des gordischen Knotens unzweifelhaft dem
Kriege und dem Blutvergießen ein Ziel gesetzt worden sein. „Schieße wen
Du willst, nur meinen Bruder nicht“ war Friedrichs Antwort. Dieselbe
hatte aber doch den Erfolg, daß Wilhelm, als ihm diese Worte unverdienter
Bruderliebe hinterbracht worden waren, dem Frieden zuneigte; der denn
auch — nachdem die Länder arg genug verwüstet worden waren — am
27. Januar zu Pforta geschlossen wurde. Ein befriedigender Zustand trat
39) Kurfürstin Margarethe, eine der anziehendsten und edelsten Frauengestalten des
Mittelalters und Stammmutter beider sächsischen Regentenlinien — der ernestinischen und
albertinischen —, hatte das Glück, bevor sie hochbetagt am 6. Februar 1486 auf dem Schlosse
zu Altenburg starb, die Zahl ihrer direkten Nachkommen auf 48 angewachsen zu sehen.
Unter ihren Enkelkindern sah sie drei Kurfürsten, zwei Erzbischöfe und eine Königin.