Full text: Feldzüge der Bayern 1643, 1644 und 1645

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Mercy, feinen Bemühungen den gehörigen Nahdrudf zu geben. 
Am 2. Mai waren bereitd den Belagerern alle Streihiwehren 
benommen und die Thürme der Ringmauer eingefchloffen ; 
auh war die Befagung fchon theild durd die frühern haus 
figen Ausfälle, theild durd Krankheiten bid auf 600 Mann 
herabgefhmolzen; die Lebenämittel fehlten bergeftalt, daß ver 
Commandant fid genöthigt fah, einen Theil der Gefangenen 
ohne Ranzion frei zu geben, um fie nur nicht verhungern 
zu laffen. Seldmarihall Mercy fah diefes für eine Cour: 
toifie an und wollte eine gleiche Anzahl gefangener Sranzofen 
frei faffen, allein diefe weigerten fib, in die Stadt zurüd: 
zufehren, weil fie die Hungerönotl, in Ueberlingen fannten. 
Deito eifriger befhoß Mercy jebt die Etadt, und als er mit 
feinen Approden am 9. Mai bid an den Graben gelangt 
war, jo ließ er fofort die Brefchbatterie errichten; fhon am 
folgenden age war eine gangbare Brefhe von 30 Ellen 
Weite gelegt, worauf ter Sturm vorbereitet ward. Ehe jebod 
der Anlauf gefhah, ließ Mercy den DVicomte zur Llebergabe 
auffordern, wobei er demfelben glimpflide Bedingungen ver: 
fprah. Der Unfall, welder die franzöfifh-weimarifhe Armee 
bei Tuttlingen betroffen hatte und die daraus folgende Uns 
wahrfheinficheit des Entfages, die Schwäche der Befagung 
und der Mangel an Lebensmitteln beftimmten ven Grafen 
Courval, die angebotene Bapitulation am 10. Mai anzuneh- 
men. Er erhielt freien Abzug mit Gepäd und Waffen, dod 
ohne Gelhis, nah Lauffenburg..e Mangel an Transport: 
pferden verzögerten den Ausmarfh der nur noch 550 Mann 
ftarfen Befagung bis zum 12. Mat. Feldmarfhall Mercy 
ernannte den verbienftvollen eneralquartiermeifter von Hol 
zum Commandanten von Lleberlingen und befegte diefe Stadt 
mit beffen eigenem Regimente. 
Diefe Belagerung hatte den Frangofen über 700, ben 
Bayern aber nur 400 Mann gefoftet*). 
*) Rothenburg 750752.