Die Reichsstadt Nürnberg. 99
4) Die Reichsstadt Nürnberg.
a) Geschichte derselben.
Ueber den Ursprung der Stadt ist nichts Gewisses be-
kannt; erst im elften Jahrhunderte wird ihrer namentlich er-
wähnt, da der Klausner Sebald, der in der nahen Waldein-
samkeit (1062 — 1076) ein frommes Leben führte, weit und
breit so berühmt war, daß Viele zu ihm kamen, um Trost,
Rath und Heilung mancher Gebrechen von ihm zu erlangen.
Damals war aber Nürnberg noch eine Landstadt der schwäbi-
schen Herzoge. Allmählich errang es die Reichsfreiheit und
waltete von nun an mächtig und klug, und Macht und An-
sehen wuchsen mit dem Fleiße und Reichthum der Bürger. Die
Quellen des Reichthums waren der ringsum treffliche, garten-
mäßige Landbau, im Innern ein zahlreicher Adel und ein thätiger
Handelsstand, dessen Verbindung sich bald weit erstreckte. Die
Reformation fand auch in der Stadt Nürnberg bald Eingang,
und die evangelische Lehre wurde dort bald die herrschende.
Im Jahre 1552 wurde ihr von Albrecht Alcibiades
Markgrafen von Bayreuth, der sie sieben Wochen belagerte,
hart zugesetzt; sie mußte große Kriegskosten zahlen.
Nürnberg hatte auch im dreißigjährigen Kriege viel zu
leiden; namentlich entstand eine große Theuerung in dortiger
Gegend im Jahre 1631 zur Zeit, als sich die beiden Heere
Gustav Adolphs und Wallensteins 8 Wochen lang
gegenüber lagen.
Der Welthandel zog schon vor dieser Zeit andere Bahnenz;
deßhalb verlegten sich die Nürnberger klug auf eigene Gewerbe,
und bald entstand das Sprichwort: „Nürnberger Tand geht
durch alle Land.“ Es zeigte sich bald eine ungemein große
Gewerbthätigkeit. Ein lebendiger Drang nach Auszeichnung
und das Streben, selbst das Handwerk zur Kunst zu erheben,
durchdrang die ganze Gemeinde, und dieses gab den Nürn-
berger Arbeiten ihre Gediegenheit und äußere Schönheit von
den schönsten Kirchen mit den glänzenden Glasgemälden und
mit den Heiligengestalten aus Stein und Holz bis herab zu
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