100 Die Reichsstadt Nürnberg. Johann Müller.
den kleinsten häuslichen Geräthschaften. Eine beinahe unnunter-
brochene Reihe von Künstlern der verschiedensten Arten machte
Nürnberg seit dem 15. Jahrhunderte berühmt und überlieferte
vom Vater auf die Söhne und Enkel die errungene Meister-
schaft. Besonders aufmunternd und erregend wirkte der berühmte
Astronom Johannes Müller, genannt Regiomontanus, auf
die dortigen Handwerker ein, weßhalb seiner in der nächsten
Erzählung besonders gedacht werden soll. Unter den Künst-
lern muß vor allen Albrecht Dürer genannt werden, von
dessen Leben und Wirken ebenfalls eine Erzählung besonders
handeln soll. — Peter Vischer, ein Nürnberger, der in
Italien seinen Geschmack und sein Talent geläutert hatte, war
ein berühmter Erzgießer und Bildhauer.) — Rudolph er-
fand ums Jahr 1360 das Drahtziehen, Peter Hele ums
Jahr 1500 die Taschenuhren mit stählernen Rädern. 2c. —
Auch die WMissenschaft wurde nicht vernachlässiget. Mar-
tin Behaim machte mehrere Seereisen, war ein ausgezeich-
neter Erdkundiger, erwarb sich Verdienste um die Schifffahrt
und zeichnete zu Ende des 15. Jahrhunderts den merkwürdigen
Erdglobus, der jetzt noch in Nürnberg aufbewahrt wird, und
Zeugniß giebt, daß Behaim der Erste war, der die Erde
rund darstellte. — Willibald Pirkheimer, ein Nürnberger,
war einer der größten Gelehrten seiner Zeit, weßwegen auch
seinem Andenken weiter unten noch ein besonderes Räumlein
gewidmet werden soll. — Auch des ziemlich allgemein gekannten
vorzüglichsten deutschen Meistersängers des 16. Jahrhunderts,
Hans Sachs, dürfen wir hier nicht vergessen, und wir wer-
den weiter unten seiner noch besonders in Kürze gedenken.
) Geschichte einiger berühmter Männer.
aa) Johann Müller, Regiomontanus genannt.
Johann Müller, geboren 1436 zu Königsberg in
Franken, und daher Regiomontanus genannt, zeigte in frühester
Jugend schon außergewöhnliche Anlagen, widmete sich sehr früh-
*) Gemeinschaftlich mit seinen fünf Söhnen führte er das Sebaldusgrab
zu Nürnberg aus. Er starb 1529.