Full text: Wilhelm Heinzes Quellen-Lesebuch zur vaterländischen Geschichte für Lehrerbildungsanstalten und höhere Schulen. Zweiter Teil. Deutsche, vornehmlich brandenburgisch-preußische Geschichte bis 1815. (2)

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Sollte ich getötet werden, so sollen die Dinge ihren Fortgang nehmen ohne 
die geringste Veränderung, und ohne daß man merke, daß sie in anderen Händen 
seien, und in diesem Falle soll man ebenso hier wie in Preußen und besonders in 
Schlesien Eidesleistung und Huldigung beschleunigen. Wenn ich das Unglück haben 
sollte, in die Hände des Feindes zu fallen, so verbiete ich, daß man auf meine 
Person auch die geringste Rücksicht nehme oder dem die geringste Bedeutung bei— 
lege, was ich aus meiner Gefangenschaft schreiben könnte. Wenn mich ein 
solches Unglück träfe, so will ich mich für den Staat opfern, und man soll 
meinem Bruder gehorchen, der ebenso wie alle meine Minister und Generale 
mir mit seinem Kopfe dafür haften wird, daß man weder eine Provinz noch einen 
Heller für mich opfere und den Krieg mit Verfolgung der eigenen Vorteile fort— 
setzen wird, ganz als wenn ich niemals auf der Welt existiert hätte. 
Ich hoffe und muß vertrauen, daß Sie, Graf Finck, niemals nötig haben 
werden, von dieser Instruktion Gebrauch zu machen; aber im Unglücksfalle er— 
mächtige ich Sie, sie auszuführen, und zum Zeichen, daß dieses nach einer reif- 
lichen und vernünftigen Überlegung mein fester und standhafter Wille ist, unter- 
zeichne ich es eigenhändig! und bekräftige es mit meinem Siegel. 
Friedrich R. 
ö9. 
Die „Vossische Zeitung“ über den Sieg bei Roßbach. 
1767. 
Quelle: Nr. 143 der „Vossischen Zeitung“. Berlin. 1757. 
Fundort: E. Buchner, Das Neueste von gestern. München 1912. Bd. 3. S. 90. 
Ein Berichterstatter der Zeitung aus Jena, den 12. November. 
.. Bei der ganzen Aktion war nichts so groß als der Geist des Königs. Er 
übersah die Notwendigkeit zu schlagen und zu siegen, wenn nicht seine Sache meist 
zugrunde gerichtet werden solle. Er war also überall persönlich da, und der scharf- 
sichtige Blick des Helden entdeckte ihm gleich alles, was zu seinem Vorteil ge- 
reiche. Sein Herz brannte, wie das ganze Heer, das nichts als Feuer und 
Flammen von sich zu werfen schien. Wohin er sah, dahin trug ihn den Augenblick 
sein Pferd in vollem Galopp, wenn er seine Gegenwart nötig erachtete, und 
wenn er winkte, so rissen seine Esquadrons und Bataillone hinter ihm drein, 
wie ein Strom, der von den Bergen scheußt, und alles zugrunde richtet. Der 
Prinz Heinrich ging auf der Spur des Königs, so daß alles dessen Bruder er- 
kannte, und die Generalität focht wie die Soldaten, während der Zeit die Armee 
Bewegungen machte, als wenn lauter Offiziere in ihren Reihen und Gliedern 
stünden. Sie werden bei Lesung dieses Schreibens denken: Ich wäre durch und 
durch preußisch gesinnt und vielleicht voll von der seltsamen Freude des größten 
Haufens über den Verlust der Reichs= und Hilfstruppen. Glauben Sie es ja nicht. 
Ich beseufze an meinem wenigen Teil alle Tropfen Blutes, die hier vergossen 
worden. O, wie wollte ich, daß die Deutschen aufhören möchten, ihre Hände in 
eigenem Blute zu färben! Aber ohne alle Parteilichkeit muß ich Ihnen sagen: 
Daß die Überwundenen ritterlich gekämpft, und die Überwinder heldenmäßig ge- 
siegt haben.
	        
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