Full text: Wilhelm Heinzes Quellen-Lesebuch zur vaterländischen Geschichte für Lehrerbildungsanstalten und höhere Schulen. Zweiter Teil. Deutsche, vornehmlich brandenburgisch-preußische Geschichte bis 1815. (2)

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8. 
An den Marquis d'Argens. 
Madlitzu), 16. August 1759. 
Jch will mich den Feinden in den Weg stellen und mir den Hals 
abschneiden lassen oder die Hauptstadt retten. Ich denke, das ist Ausdauer ge- 
nug. Für den Erfolg will ich nicht stehen. Hatte ich mehr als ein Leben, ich 
wollte es für mein Vaterland hingeben. Ich ertrage mein Unglück, ohne daß es 
mir den Mut nimmt. Glauben Sie mir, man braucht noch mehr als Festigkeit 
und Ausdauer, um sich in meiner Lage zu erhalter. 
9. 
An den Feldmarschall Prinzen Ferdinand von Braunschweig. 
Waldowe.), 12. September 1759. 
Dieser Feldzug ist der schwierigste von allen; aber man muß gegen den 
Strom schwimmen und gegen diese sich immer erneuernde Hydra von Feinden 
kämpfen, bis wir den letzten ihre Köpfe abgeschlagen haben. Der Plan ist schön, 
aber die Ausführung mühevoll und schwer. 
10. 
An seinen Bruder Heinrich. 
Glogau, 2. November 1759. 
Ich fange an, mich wieder zu erholen; ich werde zu Ihnen fliegen auf den 
Flügeln der Vaterlandsliebe und der Pflicht; aber Sie werden nur ein 
Skelett ankommen sehen, erfüllt von gutem Willen. Meine Seele wird den ver— 
dorbenen und schwachen Körper gehen machen. Jedenfalls werde ich alles tun, was 
die geringen Kräfte, die ich noch habe, mir zu unternehmen ermöglichen werden . 
11. 
An den Marquis d'Argens, nach dem Sieg bei Liegnitz. 
Reußendorf, 18. September 1760. 
Ihre beiden Briefe habe ich erhalten, mein lieber Marquis. In der Tat, 
ich bin einer sehr großen Gefahr entgangen, und bei Liegnitz hatte ich alles 
Glück, das meine Lage mit sich brachte. In einem gewöhnlichen Kriege würde das 
viel sein, in diesem ist diese Schlacht nur ein Scharmützel, und im allgemeinen 
sind meine Angelegenheiten dadurch nicht vorgerückt. Ich will Ihnen keine Klage- 
lieder singen, noch Sie durch die Gegenstände meiner Befürchtungen und Be- 
sorgnisse beunruhigen; aber ich versichere Sie, daß diese groß sind. Die Krisis, 
in der ich mich befinde, nimmt eine andere Gestalt an; aber noch ist die Lösung 
des Knotens nicht zu erwarten. Ich brenne an einem langsamen Feuer; ich bin 
wie ein Körper, den man verstümmelt, und der täglich einige von seinen Gliedern 
verliert. Der Himmel stehe uns bei, wir haben es sehr nötig. Sie sprechen immer 
von meiner Person. Sie sollten doch wissen, daß es nicht notwendig ist, 
1) Dorf im Kreise Lebus. 
:) Dorf im Regierungsbezirk Frankfurt, Kreis Lübben; hier und bei Kaminchen hatte 
Friedrich nach der Kunersdorfer Schlacht sein Lager.
	        
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