Full text: Wilhelm Heinzes Quellen-Lesebuch zur vaterländischen Geschichte für Lehrerbildungsanstalten und höhere Schulen. Zweiter Teil. Deutsche, vornehmlich brandenburgisch-preußische Geschichte bis 1815. (2)

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wüstungen der Natur schrecken lassen; sie pflege bald darauf, und oft schnell, 
vieles wieder gut zu machen, was sie verdorben habe. — Der Monarch sagte 
sodann: „Daß Sie mir also für Remissionen und Vergütungen so große Summen 
in Anschlag gebracht haben, finde ich nicht nötig. Inzwischen habe ich 60000 
Reichstaler angewiesen: Der Etatsminister von Hagen kann, wenn sich das Wasser 
verlaufen hat, selbst hingehen und alles näher untersuchen. — Ich kann Ihnen 
aber meine große Unzufriedenheit nicht bergen, welche ich empfunden habe, da 
ich die Kirche im Oderbruche nicht fertig fand. Ich will, daß Sie dem Obrist- 
leutnant Petri wieder eine neue und scharfe Order geben, daß er mache, daß die 
Kirche fertig wird; oder er mag sich hüten!“ 
Hierauf sah Se. Majestät die Generaletats von der General-, Domänen-- 
und Generalkriegskasse mit scharfem Blick durch und unterzeichnete solche sämtlich. 
Sodann öffnete Dieselbe Dero Mappe, zog ein Papier heraus und las uns 
die ansehnliche Summe ab, welche Sie für das Jahr bestimmt hätte, um dero 
Staaten, soviel es möglich gewesen, zu unterstützen. Unter diesen Summen zeich- 
neten sich besonders 300000 Reichstaler für die Provinz Pommern, 20000 Reichs- 
taler für die Provinz Hohnsteint) und 30000 Reichstaler auf Abschlag des ge- 
machten Plans zur Retablierung der kurmärkischen Städte aus. 
Bei der ersten Post sagte der König: „Meine Herren! Ich empfehle Ihnen 
besonders die Erhaltung und Unterstützung meines Adels; ich halte viel auf ihn, 
denn ich brauche ihn für meine Armee und meine Staatsverwaltung. Es ist 
Ihnen bekannt, wieviel wichtige Männer ich bereits daraus gezogen, und was ich 
durch sie ausgerichtet habe. Ich bemerke mit Unzufriedenheit, daß er hie und da 
zu sinken anfängt, und das möchte ich nicht gern, besonders da es mir jetzt viel 
Freude macht, daß er anfängt, gesitteter, ordentlicher und brauchbarer zu werden."“ 
Wir äußerten dagegen, daß wir Seiner Majestät landesväterliche Absichten 
höchst verehrten, davon lebhaft durchdrungen wären und sie, soviel an uns wäre, 
wirksam machen wollten. Hierauf nahm der König die vorliegenden Papiere zu- 
sammen und begab sich in ein anderes Zimmer, befahl uns aber zu warten. Nach 
einer kurzen Abwesenheit kam er wieder und führte uns durch die prächtigen 
Zimmer des Neuen Palais nach dem Tafelzimmer. 
Vor der Tafel sprach der König mit uns über verschiedene Dinge und sagte 
unter anderen, daß er es gern sehe, wenn seine Untertanen mit nützlichen Ab- 
sichten Reisen in fremde Staaten machten und verwendbare Kenntnisse in ihr 
Vaterland mit zurückbrächten. Während seiner letzten Anwesenheit in Pommern 
habe er den Oberamtmann Sydow in Kolbatz gesehen, der nebst seinem Sohne in 
England gewesen wäre und daselbst die englische Wirtschaft erlernt hätte. Sie 
verständen es, den Bau der Turnipse, einer weißen Futterrübe, deren 9—10 Stück 
oft einen Zentner wögen, und der Luzerne zu befördern, und es wären davon 
in Pommern sehr gute Proben gemacht worden. Er wünsche, daß dies auch in der 
Kur= und Neumark geschehe, und wir sollten uns deshalb mit diesen Leuten ja 
in Korrespondenz setzen und den nötigen Unterricht in diesem Bau einschicken 
lassen, auch vernünftige Wirtschaftsschreiber nach Kolbatz schicken, die nicht allein 
den Bau dieser Turnipse und der Luzerne sondern auch den Hopfenbau, den uns 
Seine Majestät sehr angelegentlich empfahl, lernen und ihre gesammelten Be- 
2½) Die Grafschaft Hohnstein im südlichen Harz, deren Besitzer 1609 ausstarben, fiel 
später größtenteils an das Bistum Halberstadt, das 1648 preußisch wurde.
	        
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