Full text: Wilhelm Heinzes Quellen-Lesebuch zur vaterländischen Geschichte für Lehrerbildungsanstalten und höhere Schulen. Zweiter Teil. Deutsche, vornehmlich brandenburgisch-preußische Geschichte bis 1815. (2)

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solche mit der Zeit mit Deutschen zu vermischen, und wenn es anfänglich auch 
nur mit zwei oder drei in jedem Dorfe geschehen kann. 
2. Quelle: Kabinettsorder an von Domhardt. Graudenz, 7. Juni 1776. 
Fundort: M. Bär a. a. O. Bd. 2. S. 309. 
.. so muß mit allem Fleiß darauf gedacht werden, Arbeiter aus fremden 
Landen herein zu ziehen und solche als Halbbauern oder Büdner auf dem platten 
Lande anzusetzen, wo noch Platz genug ist. Es ist sehr nötig, 2—3000 der- 
gleichen fremde Familien als Häusler oder Büdner hier im Lande zu etabliren . 
Es wird die Population dadurch vermehret, und es fehlet sodann nicht so sehr an 
Arbeitern in der Erntezeit, und das Geld wird im Lande verdienet . Wenn 
fremde Familien etablirt werden, so muß das nicht einzeln mit den hiesigen durch- 
einander geschehen, sondern es müssen gleich ganze Dörfer und Kolonien an- 
gelegt werden . . ., damit das hiesige Volk um so besser siehet und gewahr wird, 
wie jene sich einrichten und wirtschaften... Es muß auch mehr Ernst und Fleiß 
darauf gewandt werden, um die Wölfe, derer in vorgedachter Heidet) noch sehr 
viele sind, besser zu vertilgen und auszurotten, wozu man vorzüglich der Fang- 
eisen sich bedienen muß. 
C. Industrie und Handel. 
a) Regeln für Handel und Manufakturen. 
Quelle: Politisches Testament Friedrichs des Großen von 1752. 
Übersetzung aus dem Abdrucke des französischen Textes bei G. Küntzel a. a. O. Bd. 2. S. 26—27. 
Als Grundregel für Handel und Manufakturen gilt es zu verhindern, daß das 
Geld außer Landes geht, dagegen es immer wieder ins Land zu bringen. Das 
Hinausgehen des Geldes wird verhütet, indem man alles im Lande herstellt, was 
man früher von dem Auslande bezog. Das ersieht man aus den Akziselisten, die 
alle hereinkommenden und im Staate Absatz findenden Waren verzeichnen. Nach 
diesen Listen läßt sich leicht beurteilen, welche Fabriken vermehrt und welche 
neuen eingerichtet werden können. An zweiter Stelle verhindert man ein Hinaus- 
strömen des Geldes in dem Maße, als es sonst der Fall wäre, indem man sich 
alle unentbehrlichen Dinge an der Quelle sucht und den Handel selbst in die 
Hand nimmt. Das hat zur Folge, daß die Ware, die beim Einkauf in Hamburg 
einen Taler kostet, nur noch einen Gulden macht, wenn man sie unmittelbar 
aus Spanien bezieht. Durch diese Verminderung des Warenpreises ergibt sich 
ein beträchtlicher Gewinn, ganz abgesehen von dem Vorteil, den die Kaufleute 
des eigenen Landes erzielen, und der einen ebenso großen Verlust für die 
Hamburger und Holländer bedeutet. Durch die Manufakturen kommt natürlich 
viel bares Geld ins Land. Sie können uns aber wegen der Nachbarschaft von 
Polen und Rußland noch viel mehr einbringen; denn diese Länder haben 
Mangel an allem und sind daher gezwungen, die Industrie ihrer Nachbarn zu 
bezahlen. Diese Gründe müssen den Herrscher veranlassen, die Fabrikanten und 
Kaufleute zu ermutigen, sei es durch Bewilligung jeder Art von Privilegien und 
Steuererlassen, sei es durch Geldunterstützungen, damit sie zu großen Unter- 
nehmungen imstande sind. — 
1) Die Tucheler Heide. 
W. u. O. Heinze-Kinghorst, Quellenlesebuch. U. 9
	        
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