Full text: Wilhelm Heinzes Quellen-Lesebuch zur vaterländischen Geschichte für Lehrerbildungsanstalten und höhere Schulen. Zweiter Teil. Deutsche, vornehmlich brandenburgisch-preußische Geschichte bis 1815. (2)

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In diesen dreien Sätzen ist die Freiheit der Untertanen, ihr Recht und ihre 
Treue gegen den König gegründet. Alle Bestimmungen, die hiervon ausgehen, 
können nur Gutes wirken. Das nächste Beförderungsmittel scheint 
4. Eine allgemeine Nationalrepräsentation. Heilig war mir und bleibe 
uns das Recht und die Gewalt unseres Königs. Aber damit dieses Recht 
und diese unumschränkte Gewalt das Gute wirken kann, was in ihr 
liegt, schien es mir notwendig, der höchsten Gewalt ein Mittel zu geben, 
wodurch sie die Wünsche des Volkeskennen lernen undihren Bestimmungen 
Leben geben kann. Wenn dem Volke alle Teilnahme an den Operationen des 
Staates entzogen wird, wenn man ihm sogar die Verwaltung seiner Kommunal= 
Angelegenheiten entzieht, kommt es bald dahin, die Regierung teils gleichgültig, 
teils in einzelnen Fällen in Opposition mit sich zu betrachten. Daher ist der 
Widerstreit oder wenigstens Mangel an gutem Willen bei Aufopferung für die 
Existenz des Staates. Wo Repräsentation des Volkes unter uns bisher statt- 
fand, war sie höchst unvollkommen eingerichtet. Mein Plan war daher, jeder 
aktive Staatsbürger, er besitze 100 Hufen oder eine, er betreibe Landwirtschaft 
oder Fabrikation oder Handel, er habe ein bürgerliches Gewerbe oder sei durch 
geistige Bande an den Staat geknüpft, habe ein Recht zur Repräsentation. 
Mehrere mir eingereichte Pläne sind von mir vorgelegt. Von der Ausführung oder 
Beseitigung eines Planes hängt Wohl und Wehe unseres Staats ab; denn auf 
diesem Wege allein kann der Nationalgeist positiv erweckt und belebt werden. 
5. Zwischen unseren beiden Hauptständen, dem Adel und dem Bürgerstande, 
herrscht durchaus keine Verbindung. Wer aus dem einen in den andern über- 
geht, entsagt seinem vorigen Stande ganz. Dieses hat notwendig die Spannung, 
die stattfindet, erzeugen müssen. Der Adel ist, um den Wert, den man ihm bei- 
legen kann, zu behaupten, zu zahlreich und wird immer zahlreicher. Bei dem Ge- 
werbe, das er bisher allein trieb, und dem Staatsdienste, den er bisher aus- 
schließlich bekleidete, hat zur Erhaltung des Ganzen Konkurrenz gestattet werden 
müssen. Der Adel wird daher zu Geschäften und Gewerben schreiten müssen, die 
mit der Auszeichnung, auf die er wegen seiner Geburt Ansprüche macht, im 
Widerspruche stehen. Er wird dadurch ein Gegenstand des Spottes und verliert, 
was bald daraus folgt, die Achtung, die ihm schon als Staatsbürger gebührt. 
Jeder Stand fordert jetzt abgesondert den Beistand der höchsten Gewalt, und jedes 
Gute, jedes Recht, das dem einen widerfährt, betrachtet der andere als eine Zurück- 
setzung. So leidet der Gemeingeist und das Vertrauen zur Regierung. 
Diese Ansicht hat mir die Meinung von der Notwendigkeit der Reformation 
des Adels veranlaßt. Die Verhandlungen darüber liegen Ihnen vor. Durch eine 
Verbindung des Adels mit den anderen Ständen wird die Nation zu einem 
Ganzen verkettet, und dabei kann das Andenken an edle Handlungen, welche der 
Ewigkeit wert sind, in einem höheren Grade erhalten werden. Diese Verbindung 
wird zugleich 
6. Die allgemeine Pflicht zur Verteidigung des Vaterlandes lebhaft be- 
gründen, und auch diese Allgemeinheit muß notwendig gleichen Eifer für die 
Regierung in jedem Stande erzeugen. Nur der Bauernstand wird deshalb, weil 
er durch Erbuntertänigkeit so lange zurückgehalten wurde, einiger positiven Unter- 
stützung zur Erhöhung seines persönlichen Wertes noch bedürfen. 
Hierzu zähle ich 
7. Die Aufstellung gesetzlicher Mittel zur Vernichtung der Fronen
	        
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