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Antw. Hier, mein Vater. — Verwirre mich nicht.
Fr. Wo?
Antw. Auf der Karte.
Fr. Ja, auf der Karte! Diese Karte ist vom Jahre 1805. — Weißt du nicht,
was geschehen ist im Jahre 1805, da der Friede von Preßburg abgeschlossen war?
Antw. Napoleon, der korsische Kaiser, hat es nach dem Frieden durch eine
Gewalttat zertrümmert.
Fr. Nun? Und gleichwohl wäre es vorhanden?
Antw. Gewiß! — Was fragst du mich doch!
Fr. Seit wann?
Antw. Seit Franz der Zweite, der alte Kaiser der Deutschen, wieder auf-
gestanden ist, um es herzustellen, und der tapfere Feldherr, den er bestellt, das
Volk gerufen hat, sich an die Heere, die er anführt, zur Befreiung des Landes
anzuschließen.
Von der Liebe zum Vaterland.
Fr. Du liebst dein Vaterland, nicht wahr, mein Sohn?
Antw. Ja, mein Vater, das tue ich.
Fr. Warum liebst du es?
Antw. Weil es mein Vaterland ist.
Fr. Du meinst, weil Gott es gesegnet hat mit vielen Früchten, weil viele
schöne Werke der Kunst es schmücken, weil Helden, Staatsmänner und Weise,
deren Namen anzuführen kein Ende ist, es verherrlicht haben?
Antw. Nein, mein Vater; du verführst mich.
Fr. Ich verführte dich?
Antw. Denn Rom und das ägyptische Delta sind, wie du mich gelehrt hast,
mit Früchten und schönen Werken der Kunst und allem, was groß und herrlich
sein mag, weit mehr gesegnet als Deutschland. Gleichwohl, wenn deines Sohnes
Schicksal wollte, daß er darin leben sollte, würde er sich traurig fühlen, und es
nimmermehr so lieb haben, wie jetzt Deutschland.
Fr. Warum also liebst du Deutschland?
Antw. Mein Vater, ich habe es dir schon gesagt!
Fr. Du hättest es mir schon gesagt?
Antw. Weil es mein Vaterland ist.
104.
Arndt.
Quelle: Arndt, Geist der Zeit. 4. Aufl. Altona 1861. S. 278—281 und 295.
A. Napoleon.
Bonaparte fing als ein kleiner Soldat an; der Feldherr hat den Kaiser gemacht.
Er hat seinen Anfang und seine erste Kunst nicht vergessen, und dies ist auch die
einzige, die er recht versteht. Alles hat er dem betörten Volke genommen und
leichte Scheinbilder dafür gegeben, deren Gaukelei einst erscheinen und ihn ver-
derben könnte; durch einen großen Schein beherrscht er es sicher. Von Freiheit,
von Gerechtigkeit, von Volkstugenden durfte bei dem neuen System nichts ver-
lauten; was blieb übrig? Die Siege und die Tapferkeit der Nation, Klänge, wo-
durch die blutigsten Wüteriche oft geherrscht und die Welt zerstört haben. Man