Full text: Wilhelm Heinzes Quellen-Lesebuch zur vaterländischen Geschichte für Lehrerbildungsanstalten und höhere Schulen. Zweiter Teil. Deutsche, vornehmlich brandenburgisch-preußische Geschichte bis 1815. (2)

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zuckte, wo alle Herzen heldenmütig schlugen. Der feierlich vorgesagte und von 
allen nachgesprochene Kriegseid, auf die Schwerter der Offiziere geschworen, und 
„Ein feste Burg ist unser Gott“ machte das Ende der Herrlichkeit, die zuletzt noch 
mit einem donnernden Vivat, das die Krieger der deutschen Freiheit ausbrachten, 
gekrönt wurde, wobei alle Klingen aus der Scheide flogen und helle Funken das 
Gotteshaus durchsprühten. Diese Stunde hatte um so mehr Ergreifendes für uns, 
da die meisten mit dem Gefühl hinausgehen, es sei ihr letzter Gang. Ich weiß 
auch einige Gesichter in meinem Zuge, von denen ich's ganz deutlich vorausweiß, 
sie sind unter den ersten, die der Würgengel fordert. Es gleicht wohl nichts dem 
klaren, bestimmten Gefühle der Freiheit, das dem Besonnenen im Augerblicke der 
Gefahr lächelnd entgegentritt. Kein Tod ist so mild wie der unter den Kugeln der 
Feinde; denn was den Tod sonst verbittern mag, der Gedanke des Abschieds von 
dem, was einem das Liebste, das Teuerste auf dieser Erde war, das verliert 
seinen Wermut in der schönen ÜUberzeugung, daß die Heiligkeit des Untergangs 
jedes verwundete, befreundete Herz bald heilen werde. 
Dein Dich liebender Sohn Theodor Körner. 
121. 
Landwehr und Landsturm bilden sich. 
17. März 1813. 
Quelle: Verordnung über die Organisation der Landwehr. 17. März 1813. 
Fundort: Tim Klein a. a. O. S. 142. 
Ein vor Augen liegendes Beispiel hat gezeigt, daß Gott die Völker in seinen 
besonderen Schutz nimmt, die ihr Vaterland in unbedingtem Vertrauen zu ihrem 
Beherrscher mit Standhaftigkeit und Kraft gegen fremde Unterdrückung verteidigen. 
Preußen! würdig des Namens, teilt ihr dies Gefühl! Auch ihr hegt den 
Wunsch, von fremdem Druck euch zu befreien. Mit Rührung werde ich die Be- 
weise davon gewahr in dem Eifer, mit dem die Jünglinge aus allen Ständen zu 
den Waffen greifen und unter die Fahnen meines Heeres sich stellen, in der Be- 
reitwilligkeit, mit der gereifte Männer, voll Verachtung der Gefahr, sich zum 
Kriegsdienste erbieten, und in den Opfern, mit denen alle Stände, Alter und Ge- 
schlechter wetteifern, ihre Vaterlandsliebe an den Tag zu legen. 6 
Ein mit Mut erfülltes Heer steht mit siegreichen und mächtigen Bundes- 
genossen bereit, solche Anstrengungen zu unterstützen. Diese Krieger werden 
kämpfen für unsere Unabhängigkeit und für die Ehre des Volkes. Gesichert aber 
werden beide nur werden, wenn jeder Sohn des Vaterlandes diesen Kampf für 
Freiheit und Ehre teilt! 
Preußen! Zu diesem Zweck ist es notwendig, daß eine allgemeine 
Landwehr aufs schleunigste errichtet und ein Landsturm eingeleitet 
werde. Ich befehle hiermit jene und werde diesen anordnen lassen. Die Zeit 
erlaubt nicht, mit meinen getreuen Ständen darüber in Beratung zu treten. Aber 
die Anweisung zur Errichtung der Landwehr ist nach den Kräften der Provinzen 
entworfen. Die Regierungen werden selbige den Ständen mitteilen. Eile ist nötig. 
Der gute Wille jedes einzelnen kann sich hier zeigen. Mit Recht vertraue ich auf ihn. 
Mein getreues Volk wird in dem letzten entscheidenden Kampfe für Vater- 
land, Unabhängigkeit, Ehre und eigenen Herd alles anwenden, den alten Namen 
treu zu bewahren, den unsere Vorfahren uns mit ihrem Blute erkämpften.
	        
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