Full text: Wilhelm Heinzes Quellen-Lesebuch zur vaterländischen Geschichte für Lehrerbildungsanstalten und höhere Schulen. Zweiter Teil. Deutsche, vornehmlich brandenburgisch-preußische Geschichte bis 1815. (2)

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daß wir der großen Sache würdig grün bleiben und frisch; laßt uns be— 
denken, wieviel glücklicher es ist, das Leben zum Opfer darbringen in dem 
edlen Kampf gegen diese zerstörenden Gewalten, als im ohnmächtigen 
Kampf ärztlicher Kunst gegen die unerkannte Gewalt der Natur. Und die liebende 
Sorge, die wir alle gern, wenn wir könnten, den Unsrigen reichen würden 
in Krankheiten und Verwundungen, laßt sie uns ganz gemeinschaftlich machen, wie 
die Sache gemeinsam ist; laßt uns sorgen und dienen, wo wir können, des 
festen Vertrauens, daß es ebenso den Unsrigen an zärtlicher Pflege und Be— 
handlung von ähnlich Gesinnten nicht fehlen wird! Vor allem aber laßt uns 
sorgen, daß die wohlverdiente Ehre derer nicht untergehe, die sich diesem heiligen 
Kampfe weihen. Die Not und Entwürdigung der vergangenen Jahre und das 
herrliche geistige Erstehen des Vaterlandes in diesen Tagen laßt uns, wie wir 
selbst ganz davon ergriffen sind, auch den Gemütern des unter uns aufwachsenden 
Geschlechts auf das tiefste einprägen, daß dieser ewig denkwürdigen Zeit auch 
wirklich gedacht werde, wie sie es verdient, und jeder Nachkomme, den er trifft, 
mit würdigem Stolz sagen möge, da kämpfte oder da fiel auch einer von den 
Meinigen . . . . . 
126. 
Scharnhorsts Tod. 
28. Juni 1813. 
Quelle: Nachruf in der Haude-Spenerschen Zeitung am 13. Juli er- 
schienen, von Gneisenau verfaßt. 
Fundort: G. H. Pertz, Das Leben des Feldmarschalls Grafen Neithardt v. Gneisenau. Berlin 1864—69. 
d. 3. S. 32. 
Am 28. Juni starb zu Prag an den Folgen seiner in der Schlacht bei Groß- 
görschen erhaltenen Wunde der Königl. Preußische Generalleutnant von Scharnhorst. 
Er war einer der ausgezeichnetsten Männer der Zeit. Das rastlose, stetige, 
planvolle Wirken nach einem Ziel, die Klarheit und Festigkeit des Verstandes, die 
umfassende Größe der Ansichten, die Freiheit von Vorurteilen des Herkommens, 
die stolze Gleichgültigkeit gegen äußerliche Auszeichnungen, der Mut, in den un- 
scheinbarsten Verhältnissen mit den schlichtesten Mitteln durch die bloße Stärke 
des Geistes den größten Zwecken nachzustreben; jugendlicher Unternelmungsgeist, 
die höchste Besonnenheit, Mut und Ausdauer in der Gefahr, endlich die um- 
fassendste Kenntnis des Kriegswesens machen ihn zu einem der merkwürdigsten 
Staatsmänner und Soldaten, auf welche Deutschland je stolz sein durfte. 
Billig und gerecht im Urteil, sanft und ruhig in allen Verhältnissen mit 
anderen, freundlich, herzlich im ganzen Lebensumgange, zart und edel in der 
Empfindungsweise, war er einer der liebenswürdigsten Menschen, die den Kreis 
des geselligen Lebens zieren. 
Was er dem Staate gewesen ist und dem Volke und der ganzen deutschen 
Nation, mögen wenige oder viele erkennen; aber es wäre unwürdig, wenn einer 
davon gleichgültig bliebe bei dem traurigen Todesfall. 
Es müßte keine Wahrheit und keine Tiefe mehr in der menschlichen Natur 
sein, wenn dieser Mann je von denen vergessen werden könnte, die ihm nahe 
standen, ihn verehrt und geliebt haben.
	        
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