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4. Mit dem Reste der Brigade
Eilt Prinz Karl1), am Elbgestade
Feindes Flanke zu umgehn.
Von ihm wird Bleddin genommen,
Mancher Kamrad mußt' umkommen,
Durft' des Kampfes Lohn nicht sehn.
5. Durch Morast und durch Granaten
Müssen sie drauf vorwärts waten
Nach dem wohlbesetzten Wall,
Den sie mutig nun besteigen.
Graf Bertrand muß ihnen weichen,
Und der Feind flieht überall.
6. Wartenburg war bald genommen,
Und es waren umgekommen
Von dem Feind dreitausend Mann;
Und nach acht gar blut'gen Stunden
Hat das Yorcksche Korps gefunden
Eine freie Siegesbahn.
.General Vorck tät wohl verspüren,
Wie er müsse honorieren
Heut das zweite Bataillon:
Zog den Hut vor jedem Streiter,
Und das Heer zog jubelnd weiter,
Wollte keinen andern Lohn.
129.
In Leipzig während der Völkerschlacht.
Quelle: Aufzeichnung des Oberstadtschreibers Werner in Leipzig.
Fundort: A. Richter a. a. O. S. 276—280.
Das Wetter war am 16. Oktober sehr heiter, so daß von den hiesigen
Türmen die Umgegend vollkommen übersehen werden konnte. Aber der Kanonen-
donner, welcher früh um 9 Uhr auf allen Seiten der Stadt begann, dauerte
in gleich fürchterlicher Stärke und ununterbrochen fort, ohne daß ein Näherkommen
oder Entfernen zu bemerken war, und es war folglich nicht möglich, mit Be-
stimmtheit zu wissen, welche Partei im Vorteile sei.
Auf einmal aber sprengten nachmittags um 2 Uhr Kuriere mit flatternden
weißen Tüchern die Grimmaische Straße herunter und kündigten einen über die
Osterreicher erfochtenen vollständigen Sieg an. Zur Verherrlichung und Kund-
barmachung dieses Sieges in der Umgegend mußte auf erhaltene Anordnung mit
allen Glocken der hiesigen Stadt geläutet werden.
Noch während dieses höchst voreiligen Läutens zogen sich aber die bei Möckern
sehr hart geschlagenen Franzosen in wilder Flucht zurück, kamen zum Halleschen
Tore herein und brachten Angst und Verwirrung unter ihre auf dieser Seite der
Stadt stehenden Kameraden, so daß selbst eine große Anzahl Verwundeter und
1) von Mecklenburg.