Full text: Wilhelm Heinzes Quellen-Lesebuch zur vaterländischen Geschichte für Lehrerbildungsanstalten und höhere Schulen. Zweiter Teil. Deutsche, vornehmlich brandenburgisch-preußische Geschichte bis 1815. (2)

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3. An einen Freund. 10. Februar 1813. 
Ich kann alleweile nicht stillsitzen und nicht die Zähne zusammenbeißen, wenn 
es sich um das Vaterland und um die Freiheit handelt. Laßt das Zeug von 
Diplomaten zu allen Teufeln fahren! Warum soll nicht alles aufsitzen und los auf 
die Franzosen wie das heilige Donnerwetter? Die dem Könige vorschlagen, noch 
länger zu zaudern und mit dem Bonaparte Frieden zu halten, sind Verräter an 
ihm und an dem ganzen deutschen Vaterlande und des Totschießens wert. Denn 
derweil wir hier schwatzen, anstatt die Nation auf und in den Krieg zu rufen, 
haben die Franzosen Zeit und Gelegenheit, ihre Armee wieder her= und ein- 
zurichten, und darum so sage ich: Marsch und auf und mit dem Degen dem 
Feind in die Rippen! 
4. An seine Gemahlin nach der Schlacht bei Leipzig. 
Lützen, den 20. Okt. 1813. 
liebes malchen, 
gestern konnte ich nicht Schreiben, ich wahr zu müde; aber mein Freund 
Gneisenau hat an dich geschrieben und gesagt, daß ich gesund bin. Den 16ten 
habe ich dem Feind vor Leipzig bei dem Dorff Möckern wieder eine Schlacht ge- 
liefert, 4000 gefangene gemagt, 45 Canonen, ein ahdler und verschiedene Fahnen 
erobert, den 18. warff ich den Feind in Leipzig hinein und nahm 4 Canonen, 
den 19. und 20. (18. und 19.) ist die größte Schlacht geliffert, die ni uf der erde 
stadt gefunden hat. 600000 man kempfften miteinander; um 2 uhr nachmittag 
nahm ich Leipzig mit Stuhrm, der König von Saxen und ville generalls der 
Franzosen wurden gefangen, der Polnische Fürst Poniatowski Ertrank. 170 
Canonen wurden erobert, und gegen 40000 man sind gefangen. Napoleon hat 
sich gerettet, aber er ist noch nicht durch; diesen Augenblick bringt meine Cavallerie 
wider 2000 gefangene, die ganze Feindlige armee ist verlohren, der Kaiser von 
Rußland hat mich in Leipzig uf öffentlichen Margt geküßt und den Befreier 
Deutschlands genannt, auch der Kaiser von Ostreich überhäufte mich mit lob, und 
mein König dankte mich mit tränen in den augen. Da mich der Kaiser kein 
orden mehr geben kann, so erhallte ich von ihm ein goldenen Degen mit 
Brillanten besetzt, den man einen grossen wehrt gibt, in diesem augenblick bin 
ich nuhr 10 Meilen von Fritze!), und da nun alles wider frei ist, so kannst du mit 
Fritze corespondiren, und ihr könnt euch aufhalten, wo ihr woldt; ich schlage euch 
Leipzig vor, es ist ein angenehmer Ohrt, und da ich Leipzig, welches man in 
Brand schissen wollte, dadurch gerettet, daß ich verboht, keine Granaten hinein zu 
werffen, so wird man euch uf Henden tragen. Schreib mich dein Entschluß, guht 
quartier will ich dan besorgen; ich gehe mit meine armeh durch thüringen nach 
westphalen, und meine Truppen sollen ballde in münster sein. got mit dich. 
lebenslang dein Blücher. 
5. An seine Gemahlin nach der Schlacht bei La Rothieère. 1. Februar 1814. 
Brienne, den 2. Februar 1814. 
Liebe Frau! Der große Schlag ist geschehen, gestern traf ich mit dem Kaiser 
Napoleon zusammen. Der Kaiser von Rußland und unser König kamen an, als 
die Bata#lle ihren Anfang nahm. Beide Monarchen übergaben mir alles und 
blieben Zuschauer des Kampfes. Um 1 Uhr Nachmittag griff ich den Feind an, 
1) Mit Fritze meint Blücher seine einzige Tochter Friederike.
	        
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