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Laub, noch Gras fraßen. Da zogen wir aus dem Lande, aus Sumpf und Graben,
Bruch und Sand und eilten der Memel z
Es war uns eilig, nach Königsberg zu kommen. Dort hatten wir Ruhe und
gutes Gemach. Der Herzog sandte an zehn Ritter und edle Knechte goldene
Becher und silberne Schalen, darin viele Gulden, als Ehrensold. Der Meister und
der Orden dankten dem von Osterreich, daß er mit solcher Zucht in ihrem Heere
gereist war; denn nie wird eine Wehr entblößt in Zorn und Unbescheidenheit.
Darauf ließ man überall zu Königsberg laut ausrufen, wem der Hof etwas
schuldig sei, der möge kommen, man werde ihn bezahlen. Danach zog man heim-
wärts.
18.
Die Schlacht bei Tannenberg.
15. Juli 1410.
Quelle: Johann von Posilge, Chronik des Landes Preußen.
Fortsetzung (Mitteldeutsch)!).
Übertragung aus dem Abdruck des md. Textes in den Scriptores Rerum Prussicarum. Leipzig 1866.
Bd. 3. S. 314—319.
Also hatte sich der König von Polen versammelt . mit einem so großen
Heere, daß es unaussprechlich ist, und er zog von Ploczk gegen das Land
Preußen ... Und ihm genügte nicht an dem bösen Volk der Heiden und Polen;
er hatte viel Leute auf Sold gewonnen aus Böhmen, Mähren und allerlei Leute
von Rittern und Knechten, die alle wider Ehre und Gott und Redlichkeit mit den
Heiden gegen die Christen zogen, um das Land Preußen zu verderben. Da zog
der Meister mit seiner Macht und den Gästen und Söldnern dem König ent-
gegen an die Grenze, die er bei Kauernik an der Drewenz erreichte. Und es
lagerten die beiden Heere einander gegenüber, so daß der König nicht wagte, die
Drewenz zu überschreiten. Er wandte sich gegen Gilgenburg und gewann die
Stadt und verbrannte sie. Die Heiden verübten unsägliches Morden und schlugen
tot jung und alt. Frauen und Jungfrauen schändeten sie und peinigten sie
jämmerlich und schleppten viele in die Gefangenschaft. Auch begingen sie in den
Kirchen große Freveltat an den Heiligtümern; sie zerbrachen sie in den Händen,
warfen sie unter die Füße und hatten ihren Spott darüber.
Diese Greuel und Laster gingen dem Meister, dem ganzen Orden und allen
Rittern und Knechten gar sehr zu Herzen, und sie zogen mit einträchtigem Mute
und Willen dem Könige entgegen von Löbau gen Tannenberg, ein Dorf im Ge-
biete von Osterode?). Sie trafen auf des Königs Heer, ohne daß diesem ihre
Ankunft verraten war; mit großer Eile hatten sie aber auch bis Tagesanbruch drei
Meilen zurückgelegt .. Und als sie der Feinde ansichtig wurden, ordneten sie sich
und erwarteten des Feindes Anzug bei drei Stunden. Der König schickte mittler-
weile die Heiden zum Vorstreite; die Polen waren noch nicht vorbereitet. Hätten
1) Johann von Posilge (f 1405) war Pfarrer in Deutsch-Eylau, später Richter der
Ordensprovinz Pomesanien. Er schrieb in lateinischer Sprache eine von 1360 bis etwa
zu seinem Tode reichende Geschichte des Landes Preußen. Leider ist die Urschrift ver-
zuein 6 t wurde aber sofort nach seinem Tode ins Deutsche übersetzt und bis 1419
ortgesetzt
2) In der Mitte zwischen Gilgenburg, Osterode und Hohenstein. Die Polen nennen
die Schüccht nach dem benachbarten Dorfe Grünfeld (poln. Grunwald).