Full text: Wilhelm Heinzes Quellen-Lesebuch zur vaterländischen Geschichte für Lehrerbildungsanstalten und höhere Schulen. Zweiter Teil. Deutsche, vornehmlich brandenburgisch-preußische Geschichte bis 1815. (2)

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dem Lande dazu nehmen sollen. Einem jeden von diesen neuen enrollirten soll 
ein kleiner Püschel um den Huth gegeben werden, von denen alten Püschels, so 
das Regiment abgelegt, wenn es neue Hüthe bekommt, und sollen alle diese 
enrollirte des Regiments nicht nur mit neuen Pässen von denen capitains jeder 
Compagnie nach denen ihnen zugetheilten Cantons versehen werden, sondern 
auch vorgedachtermaßen dem Könige, dem Regiment und der Compagnie, wobei 
sie kommen, schweren ... Was aber in diesem District oder Canton angeseßen 
ist, ingleichen was nicht wachsthum hat, soll gar nicht enrolliret werden, und 
muß bei Vermeidung meiner schwersten Ungnade, auch bei Verlust von Ehre und 
Reputation, keiner der mit Haus und Hoff angeseßenen enrolliret werden. Ich 
zweifle also nicht, Ihr und der Commandeur des Regiments werdet Euch be- 
streben, das Regiment hierdurch in gutem Stande zu erhalten und dieses heyl- 
sahme Werk wohl, gerecht unpartheyisch einrichten und soll diese meine Ordre 
von dem 1. Mai zur Execution gebracht werden. Ich bin 
Euer wohl affectionireter König 
Potsdam, den 1. Mai 1733. Friedrich Wilhelm. 
„In simili mutat. mutand.1) an die übrigen Regimenter laut Designation.“ 
2. Quelle: Urteil Friedrichs des Großen über die Kantone Friedrich 
Wilhelms I. 
Übersetzung: G. B. Volz, Denkwürdigkeiten zur Gesch, des Hauses Brandenburg. Bd. 1. S. 186. 
Die Aushebung fand im ganzen Lande regellos statt, was zu tausend Pro- 
zessen zwischen den Regimentern führte. Um Ordnung zu schaffen, teilte der 
König 1733 alle Provinzen in Kantone ein. Diese wurden den Regimentern 
überwiesen, die aus ihnen jährlich 30 Mann in Friedenszeiten und bis zu 100 
Mann im Kriegsfalle entnehmen konnten. So wurde die Armee unsterblich, indem 
sie einen festen Grundstock erhielt, aus dem sie sich seither ohne Unterbrechung ver- 
jüngt hat. 
b) Aus dem Soldatenleben in der Zeit Friedrich Wilhelms I. 
Quelle: Leben und Taten eines preußischen Tambours. Breslau 1810.2) 
Fundort: E. Evers, Das preußische und deutsche Heer. Leipzig o. J. Teil 1. S. 15—1. 
Viel Rühmens war in jener Zeit von den preußischen Soldaten; dies mochte 
wohl daher kommen, weil Friedrich Wilhelm I. durch seine Werber im Auslande 
so viel Schönes von seinen Soldaten verbreiten ließ, damit es nicht an Rekruten 
fehlen möchte. 
Ich eilte nach Aachen und fragte nach dem Preußischen Werbehause, man 
wies mich zurecht. Weit schallte mir das Toben, Jauchzen und Lärmen der 
Rekruten entgegen; ein bildschöner Mann empfing mich auf dem Flur und sah 
es mir bald an meinem Aufzuge an, was ich suchte. 
1) Abschriften unter Abänderung des Abzuändernden, z. B. des Namens des Regi- 
mentskommandeurs usw. 
2) Joseph Ferdinand Dreyer, geboren in Ensisheim im Elsaß, der 1736 abenteuernd 
in die Welt zog, erzählt, er hätte leicht bei den Franzosen in das Heer eintreten können, 
hätte dies aber nicht getan, weil er als Elsässer diese haßte. Er habe sich entschlossen, in 
Preußen Heeresdienst zu nehmen. Dreyer machte dann 12 Schlachten, 2 Uberfälle mit 
und soete 52 Jahre. 1788 wurde er mit 68 Jahren mit 4 Talern monatlicher Pension 
entlassen.
	        
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