Umfang und Art des Krieges
Auch dem gewaltigen Andrang nach baren Zahlungs-
mitteln hat das deutsche Bankwesen — abgesehen von
einem vorübergehenden Mangel an Kleingeld — zu er-
träglichen Bedingungen genügen können. Die Reichsbank,
unterstützt von den für den Kriegsfall vorgesehenen und
alsbald in Wirksamkeit tretenden Darlehnskassen, zeigte
sich allen Ansprüchen gewachsen. In den beiden Wochen
vom 23. Juli bis 7. August 1914 stellte sie dem Verkehr
für mehr als 2 Milliarden Mark Zahlungsmittel der ver-
schiedensten Kategorien zur Verfügung, ohne mit ihrem
Diskontsatz stärker als von 4% auf 6% in die Höhe zu
gehen. In Frankreich und England dagegen sahen sich
die Zentralbanken genötigt, empfindliche Restriktionen
in der Diskontierung von Wechseln eintreten zu lassen.
Die Bank von England mußte ihren Diskontsatz in den
drei Tagen vom 23. zum 25. Juli sprungweise von 3% auf
10% hinaufsetzen. Während die Privatbanken in Deutsch-
land, gestützt auf den Rückhalt, den ihnen die Reichsbank
bot, anstandslos alle von ihnen verlangten Auszahlungen
leisten, ihre Kredite aufrechterhalten und erweitern konn-
ten, sahen sie sich in Frankreich und England alsbald vor
ernsthaften Schwierigkeiten. In Frankreich ließen sich
die Banken und Sparkassen die gesetzliche Ermächtigung
geben, auf die bei ihnen stehenden Guthaben nur beschei-
dene Teilbeträge auszuzahlen. In England wußte man
sich nicht anders zu helfen, als daß der auf den ersten
Montag im August fallende „Bankfeiertag‘‘ auch auf die
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