110 Hinter den Kulissen.
in die Antwort bis Sonnabend, den 25. Juli, 6 Uhr
abends, verlangt wird. Sie hat folgenden Wortlaut:
Am 31. März 1909 bat der Königlich Serbische Gesandte
am Wiener Hofe im Auftrage seiner Regierung der Kaiser-
lichen und Königlichen Regierung folgende Erklärung abge-
geben: „Serbien erkennt an, daß es durch die in Bosnien
geschaffene Tatsache in seinen Rechten nicht berührt wurde,
und daß es sich demgemäß den Entschließungen anpassen wird,
welche die Mächte in bezug auf Artikel 25 des Berliner Ver-
trage treffen werden. Indem Serbien den Ratschlägen der
Großmächte Folge leistet, verpflichtet es sich, die Haltung des
Protestes und des Widerstandes, die es hinsichtlich der Annexion
seit vergangenem Oktober eingenommen hat, aufzugeben, und
verpflichtet sich ferner, die Richtung seiner gegenwärtigen
Politik gegenüber Osterreich= Ungarn zu ändern und künftig-
bin mit diesem letzteren auf dem Fuße freundnachbarlicher
Beziehungen zu leben.
Die Seschichte der letzten Jahre nun, und insbesondere
der schmerzlichen Ereignisse des 28. Juni, haben das Vor-
handensein einer subversiven Bewegung in Serbien erwiesen,
deren Ziel es ist, von der österreichisch-ungarischen Monarchie
gewisse Teile ihres Gebiets loszutrennen. Diese Bewegung,
die unter den Augen der serbischen Kegierung entstand, hat
in der Folge jenseits des Gebiets des Königreichs durch Akte
des Terrorimus, durch eine Reihe von Attentaten und durch
Morde Ausdruck gefunden.
Weit entfernt, die in der Erklärung vom 31. März 1909
enthaltenen formellen Verpflichtungen zu erfüllen, hat die
Königlich Serbische Regierung nichts getan, um diese Be-
wegung zu unterdrücken. Sie duldete das verbrecherische
Treiben der verschiedenen gegen die Monarchie gerichteten
Vereine und Vereinigungen, die zügellose Sprache der Presse,
die Verherrlichung der Urheber von Attentaten, die Teil-
nahme von Offizieren und Beamten an subversiven Umtrieben,
sie dulbete eine ungesunde Propaganda im öffentlichen Unter-
richt und duldete schließlich alle Manifestationen, welche die
serbische Bevölkerung zum Hasse gegen die Monarchie und zur
Verachtung ihbrer Einrichtung verleiten konnten.
Oiese HDuldung, der sich die Königlich Serbische Regierung
schulbig machte, Hat noch in jenem Moment angedauert, in