Hinter den Kulissen. 123
pflichtungen nachkommen, die ihm durch das Bündnis
mit Kußland auferlegt seien. Buchanan — anschei-
nend nicht zu allem autorisiert — ist hierin vorsichtiger,
da ein Krieg lediglich um — des wegen einer
gewissen Mord-Sommernacht lange geächteten —
Serbiens willen in England nicht populär
wäre (wenn sich die verantwortlichen Staatsmänner
Englands von einer unbequemen Verpflichtung drücken
möchten, pflegen sie sich mit Vorliebe auf die — sonst
nie berücksichtigte — öffentliche Meinung zu berufen).
Ssasonow widerlegt das und nagelt fest, daß Groß-
britannien nicht imstande sei, sich selber aus dem
Rahmen der gestellten Probleme zu tilgen („GCreat
Britain could not afford to efface herself from the
problems now at issue“).
Ssasonow ist persönlich davon überzeugt, daß die
russische Mobilisation unter allen Umständen durch-
geführt werden müsse; doch werde darüber noch ein
Ministerrat zu bestimmen haben. Her französische
Botschafter plädiert abermals für eine entschiedene
Haltung. Schließlich stellt Buchanan einen britischen
Hruck auf Deutschland und Österreich-Ungarn in Aus-
sicht, dahingehend, daß ein Angriff auf Serbien den
gesamten europäischen Frieden gefährden werde. Ssaso-
now meint, Großbritannien werde über kurz oder lang
doch in den Krieg mit verwickelt werden. Buchanan
hat von der Unterredung den Eindruck, daß selbst bei
einer Ablehnung Englands Frankreich und Rußland
entschlossen seien, kräftig aufzutreten.
Br. Wb. 7: Bunsen an Grep.
Wien, 24. Juli. (Tel.) Vor seiner Urlaubereise
hatte der russische Botschafter Schebeko versichert, daß
seder Schritt Osterreichs, Serbien zu demütigen, Ruß-