Hinter den Kulissen. 143
einer Mobilisierung; denn wenn Rußland mobilisiere,
werde Oeutschland sich nicht mit einer Mobilisierung
begnügen und Rußland Zeit geben, die seinige zu
vollenden, sondern werde sofort den Krieg erklären.
Ssasonow erwidert: Rußland könne nicht zugeben,
daß Osterreich die Vorberrschaft am Balkan an sich
reiße und Serbien vernichte. Im Vertrauen auf
Frankreichs Hilfe werde Rußland alle Ge-
fahren eines Krieges auf sich nehmen.
K. Orb.: Minister Ssasonow an den russischen
Botschafter in London.
Petersburg, 25. Juli.
Im Fall einer weiteren Verschlimmerung der
Lage, die zu entsprechenden Maßnahmen der Groß-
mächte Anlaß geben würden, rechnen wir darauf,
daß England nicht zögern wird, sich ohne
weiteres auf die Seite Rußlands und Frank-
reichs zu stellen, um das europäische Gleichgewicht
zu wahren, zu dessen Gunsten Großbritannien in der
Vergangenheit stets interveniert hat. Oieses Eleich-
gewicht wäre gefährdet im Fall eines österreichischen
Triumphes.
Aus den Mitte Oktober von der „Nordd. Allg.
Stg.“ veröffentlichten diplomatischen Urkunden:
Juli 1914.
Euer pp. beehre ich mich beifolgend Abschrift
eines Schreibens zu übersenden, das der Adjutant
eines zurzeit hier weilenden russischen Großfürsten
unter dem 25. Juli von Petersburg aus an den Groß-
fürsten gerichtet hat und über dessen wesentlichen Inhalt
ich bereits telegraphisch berichten durfte. Das Schrei-
ben, von dem ich auf vertraulichem Wege Kenntnis
Helmole, Der Welekrieg. 10