W4 Hinter den Kulissen.
macht, daß die öffentliche Meinung (1) die diesmalige
Schwierigkeit anders auffasse als die Marokkokrisie vor
einigen Zahren. Damals war Frankreich in erster
Linie interessiert, und Deutschland versuchte, es in
einer Angelegenheit zu demütigen, die der Gegenftand
eines Sonderabkommens zwischen Großbritannien und
Frankreich war. Heute hHandelt es sich um einen
österreichisch-serbischen Streit, der England selbst dann
noch nicht ins Feld ruft, wenn sich Rußland einmischt.
ODann sei es eben ein Kampf zwischen Teutonen und
Slawen um die Vorherrschaft am Balkan; und wegen
einer Balkanfrage in den Krieg zu zieben, lehne
England ab. Aber wenn Oeutschland und
Frankreich hineingezogen würden, dann sei
es auch für England Zeit zu überlegen, was
e zu tun habe. Frankreich sei durch den Zweibund
gebunden; England sei frei von Verpflichtungen; aber
die britischen Interessen verlangten Berück-
sichtigung. Er (Cambon) kenne die Vorsichts-
maßregeln (1), die binsichtlich der britischen Flotte
getroffen seien (ogl. Br. Wb. Nr. 47 vom 27. Juli).
Aber wenn er Lichnowsky im oben zitierten Sinne
gewarnt habe, so solle darum Cambon nicht etwa
glauben, daß das um einer Möglichkeit willen gescheben
sei, von der Grey immer noch hoffe, daß sie nicht ein-
trete.
Cambon bestätigt diese Auffassung mit fol-
genden Worten: Solange es sich um einen teutonisch-
slawischen Balkanstreit drehe, fühle sich Großbritannien
nicht berufen einzuschreiten; sollten dagegen Deutsch-
land und Frankreich darein verwickelt werden, so daß
es sich um die Hegemonie von Europa handele, dann
werde England entscheiden, was es zu tun habe.
Cambon schien auf diese Ankündigung gut vorbe-
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