Hinter den Rulissen. 213
ODie „Deutsche Tageszeitung“" schrieb in ihrer
Abendausgabe vom 30. Juli:
Von einer Seite, die wir für absolut zuver-
lässig halten dürfen, erfahren wir, daß angesichts der
schweren wirtschaftlichen Schädigungen, die unser ge-
samtes Wirtschaftsleben durch die fortwährenden be-
drohlichen Gerüchte über russische Kriegsvorbereitungen
erfährt, und die besonders durch die heute morgen
mitgeteilte Reutermeldung von einer Mobilisierung in
Süd- und Südwest-Rußland noch bedeutend an Wahr-
scheinlichkeit gewonnen haben, und die deshalb geradezu
eine Bedrohung unseres gesamten Wirtschafts-
lebens bedeuten — die Deutsche Regierung nun-
mehr eine Anfrage an die Russische Regierung ge-
richtet hat, ihr binnen 24 Stunden Aufklärung
zu geben, ob es wahr sei, daß derartige Rüstungen
stattfinden, und was diese Rüstungen zu bedeuten haben.
Br. Wb. 95: Bunsen an Grep.
Wien, 30. Juli. (Tel.) Der russische Botschafter
erklärte die Mobilisierung damit, daß seine Regierung
bei der bevorstehenden Bestimmung über das Schicksal
Serbiens befragt zu werden wünsche; sie könne es
allerdings verstehen, daß Österreich seine fla-
wischen Provinzen vor einer feindlichen, von Ser-
bien ausgehenden Propaganda schützen müsse.
Oer französische Botschafter hörte aus Berlin, daß
der deutsche Botschafter in Wien instruiert sei
(ogl. Br. Wb. Nr. 75), die Osterreichisch-Ungarische
Regierung ernstlich vor Schritten zu warnen, die
einen europäischen Krieg heraufbeschwören könnten.
(Diese Information hat Bunsen in seinem Berichte
vom 1. September total vergessen#) Unglürcklicher-
weise sei, so behauptet Bunsen, Herr v. Tschirschky