Hinter den Kulissen. 221
Kabinetts gestoßen ist, keinen Schritt zurückzuweichen
und anderseits auf das Mißtrauen des Petersburger
Kabinetts gegenüber den Versicherungen Osterreich-
Ungarns, daß es nur an eine Bestrafung, nicht an eine
Besitzergreifung Serbiens denke.
Herr Ssasonow hat erklärt, daß es für Rußland
unmöglich sei, sich nicht bereitzuhalten und nicht zu
mobilisieren, daß aber diese Vorbereitungen nicht
gegen Deutschland gerichtet seien. Heute morgen
kündet ein offizielles Communiqué an die Zeitungen
an, daß „die Reservisten in einer bestimmten Anzahl
von Gouvernements zu den Fahnen gerufen sind“.
Wer die Zurückhaltung der offiziellen russischen Com-
muniqués kennt, kann ruhig behaupten, daß überall
mobil gemacht wird.
Oer deutsche Botschafter hat heute morgen er-
lärt, daß er am Ende seiner seit Sonnabend ununter-
brochen fortgesetzten Ausgleichsbemühungen angelangt
sei und daß er kaum noch Hoffnung habe. Wie mir
eben mitgeteilt wird, hat sich auch der belgische Bot-
schafter im gleichen Sinne ausgesprochen. England
hat letzthin einen Schiedsspruch vorgeschlagen. Herr
Ssasonow antwortete: „Wir selbst haben ihn ÖOsterreich-
Ungarn vorgeschlagen, es hat den Vorschlag aber zurück-
gewiesen.“ Auf den Vorschlag einer Konferenz hat
Deutschland mit dem Vorschlage einer Verständigung
zwischen den Kabinetten geantwortet. Man möchte
sich wahrhaftig fragen, ob nicht alle Welt den Krieg
wünscht und nur versucht, die Kriegserklärung noch
etwas hinauszuschieben, um Zeit zu gewinnen.
England gab anfänglich zu verstehen, daß es sich
nicht in einen Konflikt hineinziehen lassen wolle. Sir
George Buchanan sprach das offen aus. Heute aber
ist man in St. Petersburg fest davon überzeugt, ja