Hinter den Kulissen. 223
Genehmigen Sie, Herr Minister, die Versicherung
meiner größten Ergebenheit. gez.: B. de l'Ercaille.
Unsere Feinde erklären heute, verleumderisch und
unter geflissentlicher Berdrehung der wahren Tat-
sachen, aller Welt, die Mächte der Tripleentente
hätten bis zum letzten Augenblicke nur die Erhaltung
des Weltfriedens im Auge gehabt, seien aber durch
Oeutschlandes schroffes, iede Berständigung unmöglich
machendes Verhalten zum Kriege gezwungen worden;
Deutschland habe eben in seiner wilden Eroberungs-
gier unter allen Umständen den Krieg gewollt. Dem-
gegenüber ist das vorliegende Dokument als Beweis
dafür wertvoll, daß man in diplomatischen Kreisen
Petersburgs noch am 30. Juli, also zwei Tage vor
der deutschen Mobilmachung, die Uberzeugung hatte,
Oeutschland habe sich sowohl in Wien wie in Peters-
burg diegrößte Mühegegeben, den österreichisch-serbischen
Konflikt zu lokalisieren und den Ausbruch eines allge-
meinen Weltbrandes zu verhindern. Es ist ferner
wertvoll als Beweis dafür, daß dieselben Kreise schon
damals überzeugt waren, England habe durch die Zu-
sicherung, es werde in einem etwaigen Kriege nicht
neutral bleiben, sondern Frankreich gegen Oeutschland
beistehben, der russischen Kriegspartei den Rücken
gestärkt und damit wesentlich zur Provozlerung des
Krieges beigetragen. Und schließlich ist dieses Doku-
ment auch noch deshalb für uns von Interesse, weil
sein diplomatischer Verfasser seiner Regierung be-
richten zu sollen glaubte, er halte die Bersiche-
rungen Rußlands, nur in einzelnen Gouvernements
würden die Truppen zu den Fahnen gerufen, eine
allgemeine Mobilmachung finde aber nicht statt, für
Schwindel.
Helmolt, Der Welkkrieg. 14