Hinter den Kulissen. 231
Br. Wb. 105: Grep an Bertie.
London, 30. Juli. Botschafter Cambon er-
innerte mich heute an den Brief, den ich ihm vor
zwei Jahren (am 22. November 1912) geschrieben
hatte, worin wir (d. h. Grey und Cambon, am 23. No-
vember) darin übereingekommen waren, daß wir, falls
der Frieden Europas ernstlich bedroht sei, erörtern
wollten, was wir vorsichtshalber tun sollten (Ab-
schriften beiliegend; ihr Wortlaut konnte hier weg-
bleiben, da er auf S. 71 ff. zum Jahre 1912 verzeichnet
steht). Er bat mich nicht direkt um Einmischung;
aber er wollte wissen, was wir unter gewissen Um-
ständen — er meinte: bei einem deutschen Angriff auf
Frankreich — tun würden. Er gab mir ein Ver-
zeichnis (Abschrift gleichfalls beiliegend) von mili-
tärischen Vorbereitungen Oeutschlands, die
an der Grenze offensiver seien als die französischen.
Vermutlich werde Deutschland fordern, entweder, daß
Frankreich seine Vorbereitungen einstelle, oder, daß es
bei einem deutsch-russischen Kriege neutral bleibe;
beides könne Frankreich nicht zulassen.
Grep vertröstete Cambon auf die Kabinettssitzung
morgen früh.
*
Hier wird es deutlich: die elektrische Leitung
funktionlert bereits. Das Eventualabkommen mit
Frankreich hat vom 30. Juli an praktischen Wert. Oie
fertigen Generalstabspläne werden unter diesem Tage
wirksam. «
Überaus merkwürdigerweise ist das oben ge-
nannte, am 30. Juli schon in London befindliche und
von Grey beigelegte Verzeichnis der angeblich
aggressiven Schritte Deutschlands, die das XVI. und
XV. Armeekorps sowie die angebliche Heimberufung von