232 Hinter den Kulissen.
Zehntausenden deutscher Reservisten betreffen, aus
Paries vom 31. Juli datiert, während der französische
Botschafter in London bereits am 30. Juli eine Uber-
setzung davon dem britischen Staatssekretär überreicht
haben will! Aus dieser auffallenden Unstimmigkeit
lassen sich verschiedene Schlüsse ziehen. Der mildeste
läßt die Deutung auf wenig Sorgfalt bei der Zusammen-
stellung des ganzen Aktenstücks zu.
Aber noch andere interessante Unstimmigkeiten
sind dem britischen Weißbuche vorzuwerfen. Gleich
im ersten Satze der französischen Einlage bieß es
ursprünglich, daß die deutschen Vorposten die fran-
zösische Grenze „hier vendredi“, in der englischen
Übersetzung „yesterday Friday“, also „am gestrigen
Freitag“, erreicht hätten. Oiese Zeitangabe ist höchst
merkwürdig. Denn der Freitag war der 31. Juli, so
daß das französische Schriftstück, das in London einem
Briefe Greps vom 830. Juli beigelegt worden ist,
sogar erst am 1. August in Paris geschrieben
sein kann! Oeshalb ist in den späteren Ausgaben
des Weißbuchs der „Freitag“ weggelassen, und
zwar ist er gestrichen sowohl im französischen wie im
englischen Text.
Und noch ein dritter Fehler, der erst in der neuesten
Ausgabe des englischen Weißbuches bemerkt worden
ist, befindet sich in diesem Schriftstück. Der fran-
zösische Minister behauptet nämlich, daß die deutschen
Vorbereitungen bereits an demselben Tage begonnen
hätten, wo das österreichische Ultimatum an Ser-
bien gegeben wurde, das heißt also am 23. Juli.
In dem französischen Text wird nun ebenso wie in der
englischen Ubersetzung angegeben, daß dies ein Sonn-
abend gewesen sei. Aun aber war der Tag der
UÜbergabe des österreichischen Ultimatums an Serbien