238 Hinter den Kulissen.
Meinem Großvater auf dem Totenbette überkommene
Freundschaft für Dich und Dein Reich ist Mir heilig
gewesen, und Ich habe treu zu Rußland gestanden,
wenn es in schwerer Bedrängnis war, besonders in
seinem letzten Kriege. Der Friede Europas kann von
Oir noch jetzt erhalten werden, wenn Rußland sich
entschließt, die militärischen Maßnahmen einzustellen,
die Deutschland und Osterreich-Ungarn bedrohen.“
Die damalige delikate Lage der Reichsregierung
beleuchtet folgende Depesche des Reichekanzlers an
den deutschen Botschafter in Rom:
Fortgesetzt ist von uns zwischen Rußland und
Osterreich-Ungarn sowohl durch direkten Depeschen-
wechsel des Kaisers mit dem Zaren als auch im Be-
nehmen mit Sir Edward Grey vermittelt worden.
Durch die Mobilisierung Rußlands sind jedoch alle
unsere Bemühungen sehr erschwert, wenn nicht un-
möglich gemacht. Trotz beruhigender Versicherungen
trifft Rußland allen uns zugegangenen Nachrichten zu-
folge so weitgehende Maßnahmen auch gegen uns,
daß die Lage immer bedrohlicher wird.
Gleichzeitig erfolgten die beiden befristeten
Anfragen in Petersburg und in Paris:
O. Wb. 24: Dringendes Telegramm des
Reichskanzlers an den deutschen Botschafter
in Petersburg:
Trotz noch schwebender VBermittlungsverhand-
lungen und obwohl wir selbst bis zur Stunde keinerlei
Mobilmachungemaßnahmen getroffen haben, hat Ruß-
land ganze Armee und Flotte, also auch gegen
uns, mobilisiert. Ourch diese russischen Maßnahmen
sind wir gezwungen worden, zur Sicherung des