262 Hinter den Kulissen.
macht für die unbedingte Aeutralität Frankreichs im
deutsch-russischen Konflikt verbürgt. Die deutsche
Mobilmachung ist heute auf Grund der russischen
Herausforderung erfolgt, bevor die englischen Vor-
schläge hier eintrafen. Infolgedessen ist auch unser
Aufmarsch an der französischen Grenze nicht mehr zu
ändern. Wir verbürgen uns aber dafür, daß die
französische Grenze bie Montag, den S. August,
abends 7 Uhr, durch unsere Truppen nicht über-
schritten wird, falls bis dahin die Zusage Englandes
erfolgt ist. gez. Bethmann Hollweg.
Telegramm des Königs von England an
den Kaiser vom 1. August 1914.
In Beantwortung Oeines Telegramme, das so-
eben eingegangen ist, glaube ich, daß ein Mißver-
ständnis bezüglich einer Anregung vorliegen muß, die
in einer freundschaftlichen Unterhaltung zwischen dem
Fürsten Lichnowsky und Sir Edward Grey erfolgt ist,
ale sie erörterten, wie ein wirklicher Kampf zwischen der
deutschen und der französischen Armee vermieden
werden könne, solange noch die Möglichkeit besteht,
daß ein Einverständnis zwischen Osterreich und Ruß-
land erzielt wird. Sir Edward Greyp wird den Fürsten
Lichnowsky morgen früh sehen, um festzustellen, ob ein
Mißverständnis auf seiner Seite vorliegt.
gez. Georg.
*
In einer so ernsten Sache von einem „Mißver-
ständnis“ zu reden, ohne den geringsten Versuch zu
wagen, es aufzuklären und zur Grundlage einer Ver-
ständigung zu machen, ist frivol. Trotzdem hatte bei
der patriotischen Kundgebung vom 5. September 1914
in der Guildhall zu London Premier Asbquith die