Full text: Die geheime Vorgeschichte des Weltkrieges.

264 Hinter den Kulissen. 
  
traten in die Erörterung der Frage ein; die Bedingungen 
wurden im Hause klargestellt und dem deutschen Bot- 
schafter mitgeteilt.“ 
Keir Hardie (unter der lebhaften Unruhe des 
Hauses): „Desavouierte die Deutsche Regierung in 
Berlin die Anregungen ihres Botschafters, und 
wurde irgendwelcher Versuch unternommen, festzu- 
stellen, wie weit die Heutsche Regierung den von ihrem 
Botschafter gemachten Anregungen zustimmen würde?“ 
Bevor der Staatesekretär diese Frage beantworten 
konnte, suchte einer der irischen Nationalisten Sir 
Edward Grey zu Hilfe zu kommen, indem er erklärte, 
er wünsche zu wissen, ob deutsche Sozialdemokraten 
im Reichstag ähnliche Fragen stellten. Erst nachdem 
der „donnernde Beifall“ sich gelegt hatte, der dieser 
Bemerkung gefolgt war, bequemte sich Sir Edward 
Grep zu der folgenden Erklärung: 
„Ich möchte keine Nißverständnisse in diesem 
Punkt bestehen lassen. Der deutsche Botschafter 
machte uns keine Vorschläge, die von denen ver- 
schieden waren, welche seine Regierung gemacht hätte.“ 
Weiter erklärte Sir Edward Grey, Fürst Lichnowstky 
habe ihm keine Andeutung gegeben, daß Deutschland 
imstande sein würde, die Bedingung der belgischen 
Neutralität anzuerkennen. Der Botschafter habe ihm 
vielmehr angedeutet, daß England diese Bedingung 
nicht stellen sollte, weil er fürchte, seine Regierung 
würde nicht imstande sein, sie anzunehmen. Als Keir 
Hardie sein peinliches Inquisitorium fortsetzen wollte, 
wurde er von dem Hause niedergezischt. Immerhin 
zeigt schon dieser Dialog, mit welcher Doppelzüngigkeit 
Sir Edward Grey den ehrlichen Bemühungen der 
Deutschen Regierung und des Fürsten Lichnomsky um 
die Erhaltung des Friedens begegnet ist. 
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