304 Hinter ben Nullssen.
in Freundschaft zu leben und hierauf durch Groß-
britannien Frankreich näherzutreten. Ich sagte, dieses
plötzliche Ende meiner Berliner Arbeit sei auch für
mich ein Gegenstand tiefen Bedauerns und der Ent-
täuschung. Er müsse jedoch einsehen, daß unter den
gegebenen Umständen und angesichts unserer Ver-
pflichtungen die Britische Regierung gar nicht anders
habe handeln können, als sie getan. Ich sagte weiter,
daß ich gern den Reichskanzler besuchen würde, weil
hes vielleicht das letztemal sei, wo ich Gelegenbeit
haben würde, ihn zu sehen. Er ersuchte mich, dies zu
tun. Ich fand den Reichskanzler sehr aufgeregt.
Se. Exzellenz begann sofort mit einer Anrede, die
ungefähr zwanzig Minuten dauerte.
Er sagte, der von der Britischen Regierung be-
schlossene Schritt sei im höchsten Grade schrecklich; nur
um ein Wort „Neutralität“, ein Wort, das in Kriegs-
zeiten so oft mißachtet worden sei, nur um ein Stück
Papier sei Großbritannien im Begriff, Krieg mit einer
verwandten Nation zu führen, welche nichts Besseres
wünsche, als mit ihr befreundet zu bleiben. Alle seine
Anstrengungen in dieser Richtung seien durch diesen
letzten schrecklichen Schritt nutzlos geworden; eine
Politik, für die er sich, wie ich wisse, seit seinem Amte-
antritt eingesetzt habe, sei zu Boden gefallen wie ein
Kartenhaus. Was wir getan hätten, sei nicht auszu-
denken. Es sei wie ein Schlag gegen einen Mann von
binten, während er mit zwei Angreifern um sein Leben
kämpft. Er mache Großbritannien verantwortlich für
alle die schrecklichen Ereignisse, die eintreten könnten.
Ich protestierte gegen diese Erklärung nachdrück-
lich und sagte, so wie er und Herr v. Jagow mich
ersucht hätten, einzusehen, daß der Vormarsch durch
Belgien und die Verletzung der belgischen Neutralität