Full text: Die geheime Vorgeschichte des Weltkrieges.

Hinter den Kulissen. 307 
  
In der Zwischenzeit, nachdem Herr Zimmermann 
mich verlassen hatte, verbreitete sich ein vom „Berliner 
Tageblatt“ herausgegebenes Extrablatt mit der Nach- 
richt, Großbritannien habe Heutschland den Krieg 
erklärt. Die unmittelbare Folge davon war die An- 
sammlung einer überaus aufgeregten und unrubigen 
Menge vor der britischen Botschaft. Das lleine 
Polizeiaufgebot, das man zur Bewachung der Bot- 
schaft geschickt hatte, war bald überwältigt, und die 
Haltung des Pöbels wurde drohender. Wir nahmen 
von dieser Demonstration, solange sie sich auf den 
Lärm beschränkte, keine Notiz. Als aber das Krachen 
von Glasfenstern und die Steine in dem Salon, in 
dem wir alle saßen, uns zeigten, daß die Situation 
ungemütlich war, telephonierte ich an das Auswärtige 
Amt einen Bericht über das Geschehene. Herr v. Jagow 
informierte sofort den Polizeipräsidenten, und eine 
binreichend große Abteilung berittener Polizei, die mit 
großer Raschheit eintraf, räumte die Straßen sehr bald. 
Von diesem Augenblick an waren wir gut geschützt, 
und kein direkt unangenehmer Vorfall trat mehr ein. 
Aachdem die Ordnung wieder hergestellt war, kam 
Herr v. Jagow zu mir und drückte mir sein aufrichtiges 
Bedauern über das Vorgefallene aus. Er sagte, er 
schäme sich über das Betragen seiner Landsleute mehr, 
als er Worte habe, um es auszudrücken. Es sei ein 
unverlöschlicher Flecken auf dem Rufe von Berlin. 
Has in den Straßen verbreitete Erxtrablatt sei von der 
Regierung nicht autorisiert gewesen, vielmehr habe 
der Reichskanzler ihn telephonisch angefragt, ob er 
glaube, daß man eine solche Erklärung veröffentlichen 
solle, und er habe erwidert: „Keinesfalls bis zum 
Morgen.“ Znfolge dieses Entschlusses sei nur eine 
kleine Polizeiabteilung in die Nähe der Botschaft
	        
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