Ole innere Entwicklungsgeschichte des Oreiverbandes. 49
Begreiflicherweise war die Mehrheit der englischen
Presse angesichts der damals schier unbesieglich erschei-
nenden Unbeliebtheit des Gedankens, in England die
allgemeine Wehrpflicht einzuführen, wenig erbaut von
den an sich durchaus logischen Ausführungen und
Schlußfolgerungen Tardieus. Man belehrte die Fran-
zosen, einer Ausgestaltung zum Bündnisse bedürfe die
britische Freundschaft nicht, die als solche schon genug
wert sei. Aus GEründen mehr sozialer Natur lehnte
die britische Arbeiterpartei die Intimität ihres Königs
mit dem absoluten Zaren aller Reußen ab. Oarüber
binaus aber war diese Bindung an sich so manchem
Briten von Grund aus unspmpathisch. Ihre ein-
schneidende Bedeutung erfaßte der irisch-nationalistische
Abgeordnete und Dubliner Rechtsprofessor John Mac
Neill treffend, indem er am 4. Juli 1908 im Unter-
hause darauf hinwies, daß der ständige Unterstaats-
sekretär des Außern Sir Charles Hardinge (der spätere
Bizekönig von IZndien), Admiral Fisher und General
French, aber keine Kabinetteminister den König be-
gleiten würden, was die Verfassung verletze. Sir
Edward Grey hatte große Mühbe, die Revaler Zu-
sammenkunft lediglich als Besiegelung des britisch-
russischen Asienabkommens von 1907 binzustellen; neue
Verhandlungen seien weder im Gange, noch beabsichtigt.
— Seit einiger Zeit wissen wir, was von derartigen
Beteuerungen Greps zu halten ist. Aur der Satz
aus seiner Entgegnung enthielt einen wahren Kern:
„Oie russische Rasse hat eine große Zukunft und wird
eine große Rolle in der Welt spielen.“ Doch wenn
auch der arbeiterparteiliche Protestantrag nach stür-
mischer Debatte mit großer Mehrheit abgelehnt und
mit Hilfe der konservativen Opposition die Reise des
Königs nach Rußland gebilligt wurde — dort selbst
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