64 Die innere Entwicklungsgeschichte des Oreiverbandes.
Sie dienen als eine Rechtfertigung für unser milita-
risches Vorgehen und als eine Bestätigung der der
deutschen Heeresleitung zugegangenen Informationen
über die französischen Absichten. Sie mögen dem
belgischen Volke die Augen darüber öffnen, wem es
die Katastrophe zu verdanken hat, die jetzt über das
unglückliche Land bereingebrochen ist.
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Man wird nicht irregehen, wenn man annimmt,
daß die Debatte vom Dezember 1911 den Anstoß zur
belgischen Heeresreform von 1912 gegeben hat, die,
wie wir erst 1914 erfahren haben, damals den Belgiern
von Frankreich und England in zartfühlender Weise
nahegelegt worden ist. Minister de Broqueville gab
am 12. November 1912 das Programm bekannt, die
Militärreform (Ubergang zur allgemeinen Wehrpflicht)
erscheine geboten durch die Rolle, die Belgien bei
einem etwaigen Kampfe der Westmächte Europas unter
Umständen spielen könne. Oeutlicher braucht die
Abhängigkeit des belgischen Militärgesetzes von den
britisch-französischen Plänen kaum gekennzeichnet zu
werden.
Der Fall Cartwright.
Ooch ehe wir ganz zu den Vorkommnissen des
Zahres 1912 übergehen, muß noch ein unliebsames
Zwischenspiel des voraufgegangenen Jahres wenigstens
kurz gestreift werden, die Geschichte mit dem Interview
des britischen Botschafters in Wien, Sir Fairfax Cart-
wrights, ohne Namen, aber unter unverkennbarer
Anspielung auf ihn durch Dr. Münz veröffentlicht in
der „Neuen Freien Presse“ vom 24. August 1911. Mit
einer bei aktiven Diplomaten ungewöhnlichen Schärfe