Full text: Die slawischen Siedelungen im Königreich Sachsen mit Erklärung ihrer Namen.

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arbeitung der Erze, der Schmelz- und Schmiedearbeit, ist der Sorbe 
sehr wohl kundig gleich seinen Vorgängern, den Germanen; oft genug 
bezeichnet ein Ortsname, wie Keuern, Kobitzsch, die Hütte des 
Schmiedes. Er fertigt die unentbehrlichsten Werkzeuge und Geräte 
des täglichen Lebens, die, weil fortwährend abgenutzt und der Er— 
neuerung bedürftig, nicht erst aus der Ferne eingeführt werden 
können; er schmiedet die Schar des Hakenpfluges und die Sichel, 
stellt Messer und Säge, Axt und Schaufel her. 
Ebenso schafft für den täglichen Gebrauch unentbehrliche Gegen— 
stände der Töpfer. Nicht ohne Kunstfertigkeit wird mit der Hand 
und der Drehscheibe das zerbrechliche Gerät geformt, mit mancherlei 
Zierat versehen, aber nur leicht gebrannt, so Töpfe und Krüge, 
Schüsseln, Schalen, Urnen, von denen Tausende, die im Schoße der 
Erde geborgen liegen, beim Ackern und Graben jetzt wieder an das 
Tageslicht kommen. Außer zum täglichen Gebrauche im Hause dienen 
diese Gegenstände, wie bekannt, zur Aufbewahrung der Asche der 
verbrannten Toten und werden nebst sogenannten Thränenkrügelchen 
unter leichter Erdschicht im Boden nahe beisammen reihenweise ein- 
gesetzt, in solcher Menge, daß weite Urnenfelder entstehen, welche 
jetzt nach tausend und mehr Jahren an äußerst zahlreichen Stellen 
aufgedeckt unser besonderes Interesse wachrufen. Derartige Urnen- 
felder fand man in der Gegend von Bautzen und Königswartha, 
bei Radeberg, Strehlen, Kaditz, Weinböhla, Stauchitz, Connewitz, 
auf dem Groitzschberge bei Rötha u. s. w. 
Schlicht wie das Hausgerät wird auch die Kleidung von den 
Sorben hergestellt. Von der ursprünglichen Verwendung der Tier- 
felle sind sie aber doch längst vorgeschritten zur Anfertigung linnener 
und wollener Kleider. Die Hände, welche den Flachs bauen, ver- 
stehen ihn auch zu bereiten und zu verarbeiten, die Fasern zu spinnen 
und die Fäden auf dem Weberbaume zu dauerhaftem Gewebe zu 
vereinen. In den mit dem Namen Crossen bezeichneten Dörfern 
beschäftigt man sich vorzugsweise mit der Leinweberei, welche außer 
zu Gewändern auch zu Zelten und Segeln den Stoff liefert. Ebenso 
wird geringeres Wollenzeug im Lande selbst gefertigt, während das 
feinere — so wird ausdrücklich berichtet — von auswärts bezogen 
und teuer bezahlt wird. Man läßt übrigens nicht jedem Zeuge 
die einfache Naturfarbe und genügt nicht bloß der Notdürftigkeit; 
es äußert sich schon der Sinn für Schönheit, indem auch die Fär- 
berei und zwar mit der heimischen Färberröte und dem blauen 
Waid geübt wird. Zu den leichten Gewändern, die man trägt, ge- 
sellt sich auch, wie Namen erweisen, lederne Fußbekleidung, und
	        
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