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Sprachliche Vorbemerkungen.
Die Sprache der Sorben-Wenden, die wir als Altwendisch be-
zeichnen, und die im Ober- und Niederserbischen oder Ober- und
Niederlausitzwendischen noch fortlebt, weist folgende kennzeichnende
Merkmale auf:
1. Das Altwendische und heutige Wendische läßt an Stelle
der asl. und pol. Nasallaute a und e gleich dem Tschechischen einer—
seits u, andererseits ja, a eintreten; so ursl. dombũ, asl. dabũ,
p. dab — altw. ow. tsch. dub Eiche, ursl. drenzga, asl. drezga —
altw. drazga, tsch. drazha Wald, urfl. menso, asl. meso, p.
mieso — altw. ow. mjaso, tsch. maso Fleisch. Alte Nasalierung er-
scheint lediglich in dem Personennamen bildenden Suffix anta, enta,
p. ata, in den wenigen ON. Borenthin, Borintizi, Prossentin,
Willintin, Tallintitz; denn wenn der Gauname Scuntiza (Chuntizi,
Chuontiza u. s. w.) im Saale-Elstergebiet, wie Sirimunti im unteren
Saale-Muldengebiet, alten Nasallaut aufweist, so berührt dies nicht
das Sorbische, sondern ist wohl vielmehr dem Sprachbereich des
Polabischen zuzuweisen.
2. Afl. zwischen Konsonanten stehendes ra- und Ja bleibt
wie im Tschech. und Pol. ohne Umstellung, die als ursprüngliche
Gruppierung im Urslav. vorliegt: ursl. borda, asl. tsch. brada,
ow. broda Bart; urfl. bolto, afl. blato, tsch. bläto, p. ow. bioto
Sumpf. Die mehrfach in altwend. ON. doch auftretende Umstellung
ist nur auf Rechnung der deutschen Aussprache zu setzen, welche
der zuweilen unbequemen Konsonantengruppe nicht wohl gerecht zu
werden vermochte; so Wurgwitz von vragü, wrog, Wolftitz von
vlach, Delmschütz von tlama, Mohlis oder Moldewitz nebst Gutte-
melde von mladü, miody.
3.Afl. zwischen Konsonanten stehendes -rü-und Iũ- erleidet Um-
stellung nebst Vokalwandel wie im Pol., im Tschech, steht die Kon-
sonantengruppe gewöhnlich ohne Vokal; afl. brüno, p. barno, altw.
borno, tsch brno Lehm, — trünü, p. tarn, altw. 'torn,, ow.
cern, tsch. trn Dorn, — afsl. vlükü, p. wilk, ow. wjelk, tsch.
VIK Wolf.
4. Urfl., afl., p., nw. g besteht auch im Altwend., während es
im Ow. und Tsch. als h erscheint; urfl., afl., altw., nw. gora, p.
gôra, ow. tsch. hora Berg. Das Festhalten des alten g beweisen
Hunderte von sorbischen Namen, indes erscheint doch auch in ver-
einzelten Fällen schon sehr früh das h; so um 899 Husuwa —