Full text: Sozialdemokratie, Christentum, Materialismus und der Krieg.

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tät und Quantität überwachen muß; er muß auch für den Absatz sorgen 
und ihm allein liegt es ob, durch Verbesserung der Produktionsmittel 
und der Organisation, das Unternehmen auf der Höhe zu halten, denn 
dieses ist der Konkurrenz gegenüber notwendig, da das Kapital als 
Konkurrenz dem Unternehmer gegenüber brutal und rücksichtslos ist. Es 
ist selbstverständlich, daß er sich nach Möglichkeit von bezahlten Hilfs- 
kräften unterstützen läßt, wobei es sehr vom Glück und seiner Geschick- 
lichkeit abhängt, die richtigen zu finden. 
Jedenfalls kann man einem solchen Unternehmer gegenüber nicht 
schlechthin von Gewinn sprechen, den das Kapital einbringt, sondern 
es ist mehr oder weniger sein Verdienst, der sogar etwas von Ent- 
behrungslohn und Risikoprämie an sich hat. Es ist in der Hauptsache 
Verdienst für eine angestrengte Tätigkeit, für Geschicklichkeit und Orga- 
nisation, ohne die ein Unternehmen bei den gegenwärtigen Konkurrenz- 
verhältnissen nicht lange lebensfähig bleibt, und ohne die obendrein ein 
wirtschaftlicher Fortschritt so gut als ausgeschlossen gelten kann. 
Den Teil des Mehrwerts, den nun der Kapitalist zu seiner 
Lebenshaltung nicht verwendet, schlägt er zum Kapital, um auch damit 
Mehrwert zu erwerben. Hier sieht es nun beinahe so aus, als ob die 
Bereicherung des Kapitalisten der Selbstzweck des Kapitals ist. Was. 
wird aber mit dem neuen Kapital? Von wem wird es verwendet? — 
Hier läßt sich gar nicht übersehen, daß die Verwendung in der Haupt- 
sache darin besteht, neue Produktionsmittel zu schaffen. Ein Teil wird 
ferner dem Staat geborgt. Benutzt dieser das Geliehene dazu, werbende 
Anlagen für die Allgemeinheit zu schaffen, so liegt auch hier eine Erweite- 
rung der Produktionsmittel vor. Anders, wenn es für die Verwaltung 
und Verteidigung des Landes verbraucht wird; hier bedeutet es eine 
Verminderung des Volksvermögens zum Nachteil der Konsumenten im 
allgemeinen und der Werte erzeugenden Arbeiter im besonderen. 
Ein dritter Weg, den der Mehrwert in seiner neuen Eigenschaft 
als Kapital wandert, führt in das Ausland. Wird dort das Kapital 
dazu verbraucht, um brach liegende Produktivkräfte zu beleben und 
auszunutzen, so dient auch dieses bei der internationalen Austauschweise 
dazu, die Produktion zu erweitern, die bei den internationalen Wechsel- 
beziehungen schließlich in der Hauptsache uns hier zugute kommt. 
Wird das Kapital aber im Auslande für die Verwaltung und Ver- 
teidigung des Landes verbraucht, so unterstützt es dort eine mindestens 
nicht auf der Höhe befindliche Wirtschaft und entzieht so den Mehr- 
wert seiner natürlichen und historischen Bestimmung. 
Ein solches widernatürliches Verhältnis liegt vor zwischen Frank- 
reich und Rußland, worauf weiter unten noch zurückzukommen ist.