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gewirkt hat. Und letztere konnte sich sowohl im guten als auch bösen Sinne
äußern. Jedenfalls ist der Ursprung der Ungleichheit keine Gewalt-
sache, sondern eine Sache des Verstandes und der Überlegung. Der
Ursprung der Ungleichheit ist nicht ökonomischer Natur, sondern philo-
sophischer, wobei allerdings ein ökonomischer Zweck fürs Ganze die Ur-
sache gewesen ist.
Mit der weiteren Differenzierung der geistigen Kräfte tritt dieses
noch schärfer hervor. Wenn hier die Ungleichheit als Gewalt= und
Machtfrage in Erscheinung tritt, so beruht dieses darauf, daß der Be-
vorzugte mit Hilfe seiner geistigen Überlegenheit über die physische
Kraft anderer verfügt. « "
Mit der Ungleichheit setzte die Klassenbildung und auch die Ar-
beitsteilung ein. Die erste Gliederung war wohl die in Ackerbau und
Handwerk, aus der sich der Unterschied zwischen Stadt und Land her-
ausbildete. Und schließlich führte die Entwicklung zu einer Arbeits-
teilung am Gegenstand zuerst in der Manufaktur des Mittelalters und
dann im Großbetriebe der Jetztzeit.
Unterstützt und teils auch hervorgerufen wurde diese Gliederung
durch Krieg und Kämpfe der Menschen untereinander. Die Ursache des
Krieges war ursprünglich die Erweiterung seiner Lebensfähigkeit so-
wohl in der Gegenwart als auch für die Zukunft in den Nachkommen
und zwar auf Kosten des anderen.
In allerersten Stadium, in dem sich die Kannibalen noch heute
befinden, war der Krieg eine Art Jagd. Die Getöteten und Gefange-
nen wurden einfach verspeist. In der späteren Entwicklung wurden die
Gefangenen nur getötet, und zuletzt ließ man sie leben und für sich
arbeiten, womit die Sklaverei erfunden war und eine neue Wirtschafts-
epoche ihren Anfang nahm. Aus der Sklaverei entwickelte sich dann
fortschreitend Leibeigenschaft, Hörigkeit und Lohnarbeit. Die Ent-
wicklung dieser Stufen, die nie schroff aus einer in die andere erfolgt
sind, ist auch zeitlich und örtlich sehr verschieden. Sie hängt nicht allein
von der geographischen Lage, von den natürlichen Produktionsverhält-
nissen der inneren und äußeren Erde, wie auch vom Klima ab, sondern
in der Hauptsache vom Charakter der Bewohner, der allein von der
religiösen und politischen Entwicklung des Landes bestimmt ist. Die
Entwicklung hängt also in erster Linie von den Rasseeigenschaften der
Bewohner, d. h. von der Entwicklung des Gehirns ab, wobei selbstver-
ständlich auch die äußeren Verhältnisse mitgewirkt haben.
Wenn man die ganze Entwicklung vom Anfang verfolgt, kann
man nicht übersehen, daß jede Stufe gegen die vorhergehende unleugbar
einen Fortschritt bedeutet. Es muß auch ferner zugegeben werden, daß