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zösische Haß endlich seine Befriedigung finden konnte und damit es
endlich von dem Alp erlöst würde, den Deutschlands politische und wirt-
schaftliche Größe ihm dauernd verursachte. Dadurch, daß die Russen
das geborgte Geld nicht produktiv angelegt haben, sondern die Zinsen
aus weiteren. Anleihen bezahlt haben, ist es bei diesen ein materialisti-
sches Motiv geworden, das mit zum Kriege geführt hat. Denn bis ins
Unendliche läßt sich ein solches Borgsystem nicht treiben, so daß schließ-
lich ein dritter gesucht werden mußte, der für die Regulierung zu sorgen
hatte, und dieser sollte und konnte in diesem Sinne nur Deutschland sein.
Die französische Hochfinanz mit ihren politischen und journali-
stischen Schleppenträgern aller politischen Richtungen verstand es vor-
züglich, der durch das Schwächegefühl tangierten französischen Eitelkeit
zu schmeicheln und den Haß gegen Deutschland nicht einschläfern zu
lassen und zwar einzig und allein, um im Lande der Freiheit, Gleich-
heit und Brüderlichkeit in hergebrachter Weise die hohle Phrase hoch-
zuhalten, um im Innern desto sicherer das politische Heft in den Händen
zu haben, damit die in Frankreich in gewisser Beziehung besonders
scharf ausgeprägte gesellschaftliche Klassierung nicht angetastet wurde.
Keineswegs läßt sich von Frankreich behaupten, daß hier die
letzten Ursachen, die zum Kriege getrieben haben, wesentlich wirtschaft-
licher Natur gewesen sind, d. h. in der Entwicklung der Güterproduktion
und Güterverteilung ihre Begründung haben. Hierauf könnte es
schließlich zurückzuführen sein, wenn Frankreich Elsaß-Lothringen zu
seiner wirtschaftlichen Entwicklung benötigte, d. h. wenn es letzteres als
Absatzgebiet für seine Produkte oder als Siedelungsgebiet für eine
überschüssige Bevölkerung notwendig hätte. Beides ist ebensowenig der
Fall, als daß die Bewohner Elsaß-Lothringens als Deutsche wirtschaft-
lich verkümmerten. Ebenso wenig läßt sich die Ansicht rechtfertigen, daß
Frankreich die verlorenen beiden Provinzen aus strategischen Gründen
wieder haben mußte, um sein Wirtschaftsleben für die Zukunft sicher
zu stellen. Einmal hatte Frankreich von deutscher Seite überhaupt
keinen Angriffskrieg zu erwarten, und für einen Angriff ihrerseits waren
sie an ihren Ostgrenzen ohnedem stark genug befestigt.
Die Ursachen, die Frankreich zum Kriege getrieben haben, sind
also ausschließlich idealistischer Natur und zwar hervorgegangen aus
Liebe und Haß seinen Mitmenschen gegenüber. Liebe gegenüber seinen
angeblichen Volksgenossen in Elsaß-Lothringen, die von uns politisch
und geistig geknechtet werden sollen, obwohl sie in Wirklichkeit mehr
Freiheit, Gleichheit und Entwicklungsmöglichkeit haben als die Fran-
zosen und Haß gegenüber ihrem eingebildeten Erbfeind, dem Deutschen.
Das letztere um so mehr, als sie es nicht vergessen können, daß wir
1870—71 nicht nur ihren militärischen Größenwahn empfindlich ge-