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zugeschnitten. Dadurch, daß er einen einzigen Gott den ersten Men-
schen und mit diesem die Menschen überhaupt nach dem Ebenbilde
Gottes schaffen läßt, hat er umgekehrt einen Gott nach dem Ebenbilde
des Menschen geschaffen, mit dem dann auch unmittelbar wie mit seines-
gleichen verkehrt werden konnte. Selbstverständlich ließ sich Gott nicht
mit jedem einzelnen ein, sondern nur mit den bevorzugten Geistern und
Führern des Volkes.
Moses konnte vielleicht die Geschichte seines Volkes mit histo-
rischer Zuverläsfigkeit, d. h. nach Überlieferung von Mund zu Mund
bis auf Abraham verfolgen. Alles übrige mußte er seiner Phantafie
überlassen, und es ist verständlich, daß er nach dem Grundsatz: Der
Zweck heiligt die Mittel, das jüdische Volk dabei in den Vordergrund
gestellt hat. Er ist dabei so weit gegangen, die Erschaffung des ersten
Menschen mit der Erschaffung des ersten Juden gleichzusetzen, woraus
sich die Folgerung von selbst ergeben mußte, daß die Juden nicht nur
das bevorzugte Volk Gottes, sondern daß sie auch das auserwählte
überhaupt sind, und daß Gott gewissermaßen als nationaler Gott der
Juden auch nur ein Jude sein kann.
Es ist bezeichnend für den Charakter der Juden, daß in ihrer
Moythologie, die doch idealisiert sein soll, ihre Stamm= und Erzväter
mehr schlau als anständig und ehrlich dargestellt sind, daß ferner ihr
Religionsstifter und Gesetzgeber Moses ein geschickter, wenn auch from-
mer Schwindler war, der sicher mehr im Interesse seiner Herrschsucht
als für einen nationalen Zweck die Juden von den Fleischtöpfen
Agyptens durchs Rote Meer führte und daß der Stammvater David
ihres ersehnten Messias trotz der frommen Psfalmen, die er verfaßt
haben soll, nicht allein des Uriasbriefes wegen etwas anrüchiger Natur
gewesen ist. Zur Motivierung dieser Schlechtigkeiten hat die jüdische
Geschichte zwar die Erbsünde erfunden, die ihren Ursprung schon im
Paradies hat; sie haben aber auch gleichzeitig die Ausrede erfunden,
daß die Sünde nur in Schwachheit gegenüber dem Verführer besteht.
Im Paradiese war es die Schlange, die verführte und später der Teufel.
Immerhin mußten sie sich in Erkenntnis ihrer Schwachheit und Sünd-
haftigkeit ihren Gott in erster Linie als zürnenden und strafenden Gott
denken, den sie nur durch allerlei Opfer milder stimmen konnten.
In philosophischer Hinsicht bietet die Schöpfungsgeschichte der
Juden mit allen Folgerungen daraus einen kindlich naiven rohen
Materialismus. Der vermenschlichte Gott, der persönliche Verkehr mit
ihm und die Erklärungen alles Geschehens im Himmel und auf Erden
lassen nur ein körperliches Ursachsverhältnis zu. Für alles Übernatür-
liche fehlt die Vorstellung und der Begriff; es wird dort, wo es sich in
den Weg stellt, einfach durch einen frommen Schwindel ausgeschaltet.