81
der Stoiker anzupassen und zwar um den naiven jüdischen Glauben mit
dem philosophischen Wissen und Denken der Griechen zu rechtfertigen.
Für das Christentum ist dieses insofern von großer Bedeutung ge-
worden, als ein solcher Logosbegriff einer Göttlichkeit Jesu angepaßt
durch das Johannesevangelium in das neue Testament eingeführt
wurde und der Ausgangspunkt für die Dreieinigkeit Gottes geworden
ist. Es spricht aber nichts dafür, daß zur Zeit Jesu in Palästina bereits
etwas von dem System des Philon bekannt war.
Da Palästina infolge seiner geographischen Lage, seines Klimas
und der Passivität seiner Bewohner ein unfruchtbares und wenig er-
giebiges Land war, so waren die wirtschaftlichen Verhältnisse noch sehr
primitiv und der Besitz an irdischen Gütern bei den Bewohnern im
allgemeinen kein erheblicher, um so empfindlicher und drückender mußte
aber die Habsucht der herrschenden Kreise wirken. Dieser Habsucht
entgegenzuwirken und die Bedrückten zu trösten, dürfte vielleicht das
Auftreten Jesu auch wesentlich mit veranlaßt haben.
Das Auftreten Jesu und die Zeit der ersten Thristen.
Über die Kindheit Jesu und seinen Werdegang hat nicht das Ge-
ringste geschichtlich genau festgestellt werden können. Das, was die
Evangelien darüber bringen, ist Legende; zumal diese nicht von Zeit-
genossen Jesu verfaßt sind. Soweit festgestellt, sind die Evangelien
erst am Ende des ersten Jahrhunderts und zwar von unbekannten Ver-
fassern aufgezeichnet, denen es dabei weniger um geschichtliche Wahr-
heiten zu tun war, als um das Bestreben, die Person Jesu mit den
Prophezeiungen des alten Testaments in Übereinstimmung zu bringen.
Soviel scheint allerdings festzustehen, daß Jesus nicht in Bethlehem
sondern in Nazareth, einer kleinen Stadt in Galiläa, geboren ist, und
daß er nicht in seiner Jugend sondern als Erwachsener und zwar, wie
bereits bemerkt, erst nach der Bekanntschaft mit Johannes dem Täufer
in die Offentlichkeit getreten ist. Er ist in der jüdischen Weltanschau-
ung groß geworden und besaß nur die jüdische Bildung der damaligen
Zeit. Obwohl in Galiläa zu jener Zeit auch Leute fremder Herkunft,
darunter vielleicht auch Griechen lebten, so ist doch nicht anzunehmen,
daß Jesus sowohl von griechischer als auch alexandrinischer Philosophie
etwas wußte. Er konnte sich daher in seinem Gedankengang nur im
Gebiet des alten Testaments bewegen. Alles darüber hinausgehende
mußte er aus sich selbst schaffen, wobei er sich höchstens an die Lehren
der Essäer und des Johannes anlehnen konnte. Nach Ansicht der
Evangelien-Verfasser hat Jesus sich nicht nur durch seine Hinweise auf
Moses und die Propheten als Anhänger des alten Testaments belannt.
Giuze, Soezialemetrutte, Christentum, Raterialianius und der Arieg.