Full text: Das Civil-Medizinal-Wesen im Königreiche Bayern. 2. Band. Die Medizinalpolizei. (2)

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Wichen Durchfälle nicht bald auf die angeführte Be— 
handlung, so bekämpfte man sie nicht selten und hinderte ihre 
Entwicklung zur Cholera durch Calomel (gr. 1—1) mit 
Opium purum (gr. 1—4) alle 2 Stunden 1 Stück. 
III. 
Behandlungsweise der charakteristischen Diarrhbe. 
(Cholerine.) 
(Reiswasser= oder Flaumsuppe ähnliche Stühle, ohne: Er- 
brechen, Krämpfe, Pulslosigkeit und Marmorkalte.) 
Zeigten sich die erwähnten Stühle ganz rein, oder selbst 
noch in Vermengung mit galligen und kothigen, zugleich mit 
Schwere des Kopfes, Enge der Brust, besonders in starken 
Constitutionen: so ließen die meisten Aerzte IX—X II. unzen, 
selbst bisweilen wiederholt, zur Ader, setzten bei Kindern Blut- 
egel an die Schläfe, reichten dann (einige Aerzte, jedoch nur, 
wo offenbare Unreinigkeiten des Magens und Druck in der 
Magengegend vorhanden waren) Brechmittel Rp. Rad. ipecac. 
83j —3s k. inf. p. 1 h. Col. 3 V add. pulv. Rad. ipecac. 
3 — Md. alle 6—8 Minuten 2 Eßlöffel voll, bis ergiebiges, 
(am besten galliges) Erbrechen sich zeigte; einige verschrieben 
Brechweinstein (gr. IV—A.) für sich allein oder in Ver- 
bindung mit Brechwurzel; wenige: Sulphas Cupri (gr. 6—j 
alle Viertelstunde). 
* In einigen, jedoch wenigen Fällen wurden nach größeren Gaben 
der Brechmittel, Symtpome der Magenentzündung beobachtet. 
Bleiben nach Darreichung der Brechmittel die Stühle 
noch Flaumsuppe (oder Reiswasser) ähnlich, so verordnete man 
Calomel. gr. 1—1j, in der Regel mit rad. rhei gr. vj- vjjj — 
alle halbe bis 1 Stunde 1 Stück, bis die Stuhlausleerungen 
bleifarbig, grünlich, bräunlich und dicklich wurden; Diät und 
Getränke, wie bei der Diarrhöe. 
IV. 
Behandlungsweise der vollständig entwickelten 
asiatischen Brechruhr. 
(In den meisten Fällen nach mehrstündiger oder mehrtägiger Diarrhöe, 
oder Cholerine, bisweilen aber auch fast plötzlich eintretend, mit 
den erwähnten Stühlen, Erbrechen, Krämpfen, schwachem oder 
fehlendem Puls, unterdrückter Urinabsonderung, Kälte der Glieder, 
heiserer oder fehlender Stimme, blauer Färbung der Haut, Zurück- 
sinken der Augen.) 
Die Mehrzahl der Aerzte ließ zur Ader; doch verschwand 
in einigen wenigen Fällen der vor der Aderlässe fadenförmige 
Puls nach der Aderlässe gänzlich. 
Wo der Puls nicht ganz fehlte, Druck und Schwere im 
Kopfe und die Beengung in der Brust nicht bedeutend waren, 
wurde die Heilung ohne Aderlässe erreicht.
	        
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