Full text: Das Civil-Medizinal-Wesen im Königreiche Bayern. 2. Band. Die Medizinalpolizei. (2)

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Margaretha Bauer, abgenommene sehr helle Lymphe an dem 
untern Ende von vieren Strichen des Euters durch drei 
Stiche an jeder derselben eingebracht wurde, wobei jedoch, um 
sich des gewissen Erfolges zu sichern, nicht blos die Epidermis, 
sondern noch etwas tiefer eingestochen wurde. 
Am dritten Tage nach der auf diese Art an der Kuh vor- 
genommenen Impfung sah man schon einige Veränderungen in 
den Strichen, oder vielmehr an den Impfstellen derselben, es 
hatten sich Knoten von der Größe und Gestalt einer Linse ge- 
bildet, deren Farbe milchblau war, und deren Umfang noch 
nicht ungewöhnlich gefärbt, wohl aber etwas härtlich sich zeigte. 
Am 4. Tage hatte sich jeder dieser Knoten schon zu einer 
Pocke umgebildet, und war mit einem blaßröthlichen Umkreise 
versehen. 
Am 5. Tage waren nicht nur diese 12 Pocken, sondern 
nebst diesen noch zwei mehr abwärts gegen die Spitze der 
Zitzen sichtbar (ob letztere 2 vielleicht durch zufälliges Ritzen 
mit der getränkten Impfnadel, oder von der Natur selbst her- 
vorgebracht wurden, ist ungewiß), welche hinsichtlich ihrer Größe 
der in denselben enthaltenen hellen Lymphe, sowie des sich 
schon gebildeten bedeutenden hellrothen Hofes um dieselbe schon 
zu einer solchen Ausbildung und einer Reife gekommen waren, 
daß wir es für gewagt hielten, die Abnahme der Lymphe länger 
als noch um einen Tag zu verschieben, und daher den kommen- 
den, nämlich den 17. Mai, als den 6. Tag nach der Impfung, 
hiezu festzusetzen. 
Am 6. Tage nach der Impfung waren die Pusteln schon 
bedeutend erhoben, jedoch glatt, hatten einen eingesenkten 
Mittelpunkt, in welchem man noch deutlich die Stichnarben 
erblicken konnte. 
Die Haut derselben war schmutzig-weiß, die der Umgegend 
dunkler gefärbt, ein schmaler, etwa ¼ Zoll breiter, hellrother 
Rand umgab die Pocken. Die Größe der gebildeten Pocken 
war jener der Schutzblattern der Kinder gleich, wie sie ge- 
wöhnlich am 8. Tage nach der Impfung erscheinen. 
Die Striche, besonders am untern Ende, fühlten sich etwas 
angelaufen, härter, und waren, wie es schien, bei der Be- 
rührung empfindlich, besonders war die Kuh beim Melken un- 
ruhig, und gab weniger, wenn auch nicht sichtbar veränderte 
Milch; übrigens wurden vor dem Ausbruche der Pocken keine
	        
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