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Diese Erscheinungen zeigen das Dasein einer faulartigen
Lungenseuche oder die eigentliche Lungenfäule an. Nun darf
weder Adergelassen, weder Salpeter oder Schießpulver, noch
andere kühlende und schwächende Mittel gebraucht, sondern es
muß jedem kranken Thiere sogleich ein Haarseil in den Hals-
lappen gezogen, oder die Brustseiten scharf eingerieben und das
oben vorgeschriebene Gelecke in Form einer Latwerge angewendet
werden, sobald das Uebel wahrgenommen wird.
Man nimmt von dem Gemische für ein Stück
1 Pfund,
macht mit gutem Bier einen Brei oder Latwerge daraus und
gibt diese dem Thiere dreimal des Tages mittels eines Koch-
löffels auf die Zunge zum Verschiingen, oder löse jede Portion
mit 1 Maaß Heubrühe auf und gießt den Trank laulicht ein.
Starke Abkochungen von Heu, mit geriebenem frischem
Meerrettig gemischt, und dreimal des Tags ein Maaß einge-
gossen, macht in leichten Fällen alle anderen Arzneien entbehrlich.
Mit dem einen und dem andern wird bis zur Besserung
fortgefahren.
Weil die Kranken in dieser Seuche immer frieren, so
müssen sie mit einer dicken Streu versehen oder mit einer Decke
belegt werden.
Grünes Futter ist in dieser Seuche ganz zu versagen,
wenn auch die Thiere Verlangen darnach zeigen. Eben so das
zu kalte Trinken. Gewöhnlich tritt bei diesem Verfahren mit
dem 7. Tage die Besserung ein. Die Thiere fangen an lauter,
stärker und lockerer zu husten, öfter die Nase zu lecken, besser
zu fressen und die Kühe wieder Milch zu geben, bald darauf
stellt sich auch das Wiederkauen ein und die Kranken sind genesen.
Finden sich aber diese günstigen Erscheinungen nicht bis
zum neunten Tage ein, so sind die Thiere in großer Gefahr,
und verschlimmern sich nach diesen noch die Zufälle, so ist ein
langsamer Tod zwischen dem 19. und 27. Tage, bisweilen noch
später, die gewisse Folge davon.
Bei der Oeffnung der Gefallenen trifft man die Einge-
weide des Bauches wenig verändert, die Brusthöhle aber, be-
sonders die rechte, voll gelblichen, wenig riechenden Wassers,
die Oberfläche der Lungen bei manchen mit einer gelblichen
Sulze bedeckt, die Lungen selbst klein, ihre Außenseite braun-
roth, ihr Wesen mit schwarzem halbgeronnenem Bliute gefüllt