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Häufig verbreitet sich die Ansteckung auf die den kranken zu-
nächst stehenden gesunden Stücke, und zwar in dem angegebenen
Termine.
8. 4.
Die Rindvieh Pest ergreift jedes Alter und Geschlecht des
Hornviehes, verschont keine Constitution, herrscht zu allen Jahres-
zeiten und Witterungsbeschaffenheiten, und tödtet weit öfter,
als dieses bei andern Seuchen der Fall ist. Diejenigen Stücke,
welche die Rindvieh-Pest einmal überstanden haben, d. i. am
Leben geblieben sind, haben von dieser Krankheit weiter nichts
mehr zu befürchten, selbst wenn sie mitten unter seuchende und
sterbende Thiere kommen.
§. 5.
Die Krankheit hat, wenn sie ordentlich verläuft und nicht
zu schnell tödtet, eigenthümliche Zufälle und Zeichen, sowohl bei
dem Leben des Thieres, als nach dessen Tode.
S. 6.
Die Zufälle im Leben theilen sich in diejenigen, welche
dem eigentlichen Ausbruche der Krankheit vorangehen, und in
diejenigen, welche dieser selbst eigen sind.
Die dem Ausbruche dieser Krankheit vorangehenden
Zeichen sind:
Eine ungewöhnliche Trägheit, welche bei Anläßen oft in
Widerspenstigkeit und Aeußerungen von Wuth übergeht.
Die Eßlust ist unbeständig: bald wird ein Futter hastig
verschlungen, während ein anderes fast unberührt bleibt.
Bei den Melkkühen ist die Milchabsonderung bald stärker,
bald geringer. Das Thier hat einen eigenen, dumpfen,
trockenen Stoßhusten.
Die Krankheit selbst beginnt und verläuft mit nachfolgen-
den Symptomen:
Ein Hautkrampf mit Kälte und Zittern befällt das Thier
zuerst an den hintern Füßen, etwas später am ganzen Leibe,
die Haare werden rauh und borsten sich in die Höhe, es
schüttelt zeitweise den Kopf mit emporgehaltener Nase heftig,
und knirscht dabei mit den Zähnen, die Ohren, Lippen und
Hörner sind bald heiß, bald kalt anzufühlen, die Augen glänzen
und thränen, der Husten vermehrt sich, das Wiederkauen (Ein-
drucken) wird seltener, das Melkvieh gibt weniger, und endlich
gar keine Milch, die Freßlust nimmt ab, und hört bald sammt
Med.-Verordn. 2. Bd. 36