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erkrankte von den Treibern zurückgelassen oder verkauft und in
den Ställen des einheimischen Viehes aufgenommen worden.
Wenn auch solche Stücke noch nicht wirklich erkrankt sind, aber
den Ansteckungsstoff der Seuche an sich tragen, so entwickelt
sich derselbe bei ihnen oder den nebenstehenden Rindern bald
und spätestens nach Verlauf von vier Wochen zur Krankheit,
und diese verbreitet sich dann bald weiter.
Verbreitung der Rinderpest.
Die Mittheilung dieser Krankheit ist nämlich sehr leicht
und auf mannigfaltige Weise möglich. Die natürlichste An-
steckung geschieht zwar dann, wenn gesunde Rinder neben
kranken stehen, die Ausdünstungen derselben einathmen, von
ihnen verunreinigtes Futter fressen, oder den Mist derselben
beriechen; sie wird aber auch durch verschiedene lebende und
leblose Zwischenkörper möglich. Zu den erstern gehören die
Menschen selbst, wenn sie mit pestkrankem Vieh zu thun gehabt
haben, und unvorsichtig zu gesundem gehen, oder wenn sie
Fleisch, Milch, Häute vom pestkrankem Vieh in die Nähe des
gesunden bringen. Ferner können auch andere Hausthiere,
Hunde, Katzen und Hausgeflügel, den Peststoff verschleppen,
wenn sie in die Krankenställe kommen, und aus diesen in die
der gesunden gehen. Zu den leblosen Zwischenkörpern, durch
welche der Ansteckungsstoff verbreitet werden kann, sind vor-
züglich Kleidungsstücke, Wolle, Heu, Stroh, Holz, Stallungen
und dergleichen zu rechnen, wenn sie vom Dunst pestkranker
Thiere durchdrungen werden, und in so ferne die mittheilende
Eigenschaft des erwähnten Dunstes erwiesen ist, kann es auch
nicht bezweifelt werden, daß durch Winde der Ansteckungsstoff
eine Strecke fortgetragen werde.
Ist durch eines dieser oder irgend ein anderes Mittel der
Ansteckungsstoff in einheimisches Vieh gedrungen, so bricht ge-
wöhnlich die Rindviehpest bei demselben aus, deren Erkenntniß
aber, wenigstens anfänglich, nicht durch Beachtung einzelner
Kennzeichen an den kranken Thieren möglich wird, sondern nur
durch die richtige Auffassung aller Zufälle und Erscheinungen
bei derselben, sowie durch genaue Ausmittlung des Weges, auf
welchem die Ansteckung erfolgte.
Zufälle der Rinderpest.
Nach erfolgter Ansteckung vergeht einige Zeit, in welcher
gar keine, oder nur leichte und unbestimmte Zufälle am Thiere
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