Full text: Das Civil-Medizinal-Wesen im Königreiche Bayern. 2. Band. Die Medizinalpolizei. (2)

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vorkommen. Nach dieser geben aber folgende den Eintritt 
einer wichtigen Krankheit zu erkennen. 
Das Thier versagt gewöhnlich zur Nachmittagszeit zuerst 
das Futter, es entfernt sich vom Futtertroge, beriecht das 
Futter nur zuweilen und kaut nicht wieder. Es streckt den 
Kopf und Hals vorwärts und sieht sich mitunter nach der 
linken Seite um. Bald fängt es an, den Kopf stark hin 
und her zu bewegen, damit zu schütteln, auch wohl 
mit den Vorderfüßen zu stampfen, und mit dem Schwanze zu 
wedeln, sich überhaupt unbändig zu benehmen. Die Ohren 
und Hörner sind am längsten kalt, nur mitunter warm; die 
Augen thränen und sind geröthet, die Maulschleimhaut ist roth 
und heiß, die Zunge schmutzig belegt und mitunter bemerkt 
man rothe Flecke an derselben. Die Haare sind gleich vom 
Anfange sehr gesträubt, und in der Lendengegend zeigt das 
Thier bald eine große Empfindlichkeit durch Ein- 
biegen dieses Theiles bei der Berührung mit der Hand. 
Nicht selten entdeckt man bei dieser letztern Untersuchung schon 
am ersten Tage des auffallenden Erkrankens Windege- 
schwülste unter der Haut in der Rücken= und Lendengegend, 
indem die Hand beim Bestreichen dieser Theile das Gefühl 
eines Knisterns unter derselben bekommt. Gewöhnlich tritt 
aber dieser Zufall erst am zweiten Tage ein. Das Athmen ist 
beschleunigt, ängstlich und stöhnend, viele Kranke brüllen 
kläglich; die ausgeathmete Luft ist heiß; der Puls beschleunigt 
und klein; der Herzschlag pochend. Das Harnen erfolgt selten, 
und bei dem Melkvieh bleibt die Milch bald ganz weg, der 
Mist geht selten und trocken ab. Am folgenden Morgen zeigt 
sich meistens einige Besserung, die Kranken treten näher an 
den Freßtrog, fressen auch wohl etwas, besonders von ausge- 
wähltem gutem Futter; sie bleiben aber sehr matt und schwach 
in den Hinterschenkeln, ohne daß sie lange liegen können. Des 
Abends ist der Zustand wieder verschlimmert. 
Dieser entzündliche Zeitraum der Krankheit dauert selten 
länger als zwei Tage. Dann sinken die Augäpfel tief in die 
Augengruben ein; aus der Nase, oft auch aus den Augen fließt 
eitriger Schleim, aus dem Maule übelriechender Geifer; die 
Windgeschwülste auf dem Rücken treten erst ein oder nehmen 
auffallend zu; statt der Darmverstopfung entsteht häufiger 
Durchfall, und mit diesem drängt sich der Mastdarm oft 6
	        
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