Full text: Das Civil-Medizinal-Wesen im Königreiche Bayern. 2. Band. Die Medizinalpolizei. (2)

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am dritten Tage hiernach, bei der Miesbacher Kuh aber erst 
am siebenten Tage eine auf 65 bis 70 Schläge in der Minute 
erhöhte Gefäßthätigkeit ein, ohne daß jedoch andere krankhafte 
Erscheinungen wahrgenommen werden konnten. Alle übrigen 
Funktionen gingen regelmäßig von Statten und auch die Milch— 
Sekretion war nicht vermindert. 
Am neunten Tage konnte bei der Pinzgauer-Kuh eine leichte 
Entzündung der Impfstelle und ihrer Umgebungen wahrgenom- 
men werden, die im Laufe der nächstfolgenden 3 Tage so zu- 
nahm, daß das jetzt sehr stark angeschwollene harte und gespannte 
Schwanzende ein blaulich-rothes, livides, glänzendes Aussehen 
bekam, wobei an der Impfstelle selbst ziemlich viele klare, gelbe 
Lymphe ausgesickert wurde. Die Gefäßthätigkeit war noch um 
etwas gesteigert, das allgemeine Befinden jedoch ungetrübt 
Am fünfzehnten Tage nach vorgenommener Impfung stieg 
die Gefäßthätigkeit auf 90—95 Schläge und die Respiration auf 
15 Athemzüge in der Minute, der Schwanz war bis in die 
Nähe des Afters stark angeschwollen, und sehr empfindlich, in 
dem untern circa 3 bis 3½ Zoll langen Stücke hatte sich be- 
reits Sphacelus eingestellt, dasselbe war kalt, unempfindlich 
und feucht. Demungeachtet war weder in der Futter-Aufnahme 
noch in der Milchsekretion irgend eine Störung zu bemerken. 
Theils um einen höheren Grad der Entzündung des Schwanzes 
zu vermeiden, theils um eine allenfallsige Weiterverbreitung des 
Sphacelus zu verhindern, wurde nun der angeschwollene Theil 
in seiner ganzen Länge mittelst mehreren sehr langen, durch die 
Lederhaut dringenden Schnitten skarifizirt und die hierauf ent- 
stehende Blutung einige Zeit lang unterhalten. 
Schon am darauffolgenden Tage hatte sich die Gefäßthätig- 
keit bis 80, die Anschwellung des Schwanzes jedoch nur um 
weniges gemindert, und es wurde deßhalb wiederholt, wo mög- 
lich noch kräftiger skarifizirt, wornach sich die Anschwellung bei 
sonstigem vollkommenen Wohlbefinden des Thieres im Laufe 
der nächstfolgenden 6 Tage fast völlig verlor. 
Da sich jedoch inzwischen das sphacelose Ende des Schwan- 
zes immer deutlicher von den gesunden Theilen abgrenzte, und 
da dasselbe zur mikroscopischen Untersuchung verwendet werden 
sollte, so wurde es am 14. April coupirt, wornach die einge- 
tretene Blutung 5—6 Minuten später ohne alles Zuthun von 
selbst aufhörte.
	        
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