Full text: Das Civil-Medizinal-Wesen im Königreiche Bayern. 2. Band. Die Medizinalpolizei. (2)

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Bis zum 21. April hatte sich, bei übrigens fortwährendem 
gleich guten Wohlbefinden des Thieres, der Rest der noch vor- 
handenen Anschwellung des Schwanzstumpfes fast völlig ver- 
loren, und da sich gerade Gelegenheit dazu darbot, so wurde 
dieses Thier noch an diesem Tage in einen Stall gebracht, in 
welchem seit 3 Wochen die Lungenseuche ziemlich intensiv herrschte 
und aus welchem bereits 3 Kühe wegen dieser Krankheit ge- 
schlachtet worden waren. 
Die letzte dieser Kühe war erst an diesem Tage zur Schlacht- 
bank geführt worden, und es wurde Sorge getragen, daß die 
geimpfte Kuh an den zuvor nicht gereinigten Platz jener zu 
stehen kam. 
Bei den übrigen beiden Kühen war, obgleich eine erhöhte 
Gefäßthätigkeit durch volle 3 Wochen hindurch beobachtet wer- 
den konnte, eine örtliche Reaktion gar nicht eintreten, es wurde 
angenommen, daß dieselben keine Empfänglichkeit für das Lungen- 
seuche-Contagium besitzen und sie wurden daher wieder in den 
Stall der pepinière zurückgebracht. 
Am 28. April wurden abermals 3 Kühe geimpft und hiezu 
eine 5jährige Kuh des Itzgründer-Schlages, eine 6 jährige Pinz- 
gauer-Kuh und eine 3jährige, durch ihre vorzügliche Beleibtheit 
ausgezeichnete Kalbin der Glanraçe gewählt. Zum Impfstoff 
wurde Lymphe aus der Lunge einer Kuh genommen, die schon 
seit 3—4 Tagen in der fieberhaften Periode der Krankheit stand, 
und deren eine Lunge fast vollständig degenenirt, sehr mürbe 
und theilweise ganz schwarz war, und auf deren Oberfläche sich 
eine bedeutende Masse plastischer Stoffe exsudirt hatte. 
Die Impfung wurde erst 6 Stumen, nachdem dieses Thier 
geschlachtet worden war, vorgenommen, die Lunge wieder in die 
Nähe des Stalles gebracht, und hier ein noch etwas warmer 
Abschnitt aus der am meisten entarteten Stelle derselben ge- 
nommen, dießmal wurden bei jeder Kuh zwei, je 1½ Zoll von 
einander entfernte Einschnitte und zwei Einstiche gemacht, und 
in diese ließ man, nachdem die Lancette eingeführt und gedreht 
war, die sehr trübe und blutige, aus der kranken Lungenparthie 
ausgepreßte Loumphe unmittelbar einträufeln. 
Neun Tage später konnte bei der Itzgründer= Kuh etwas 
erhöhte Gefäßthätigkeit und vermehrte Temperatur der Impf- 
stellen, am folgenden Tage aber schon Anschwellung der letzteren
	        
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